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Adventsflüsterei XI: Çağlar Yiğitoğulları über „Hoffnung“

Çağlar Yiğitoğulları in seiner Solo-Shaman-Punk-Performance „HeimatLost“ am Hamburger LICHTHOF Theater © Rana Farahani

Ein Text des Schauspielers und Performers Çağlar Yiğitoğulları über Hoffnung und Identität(en).

„I feel like there are two different personalities inside of me. One is the true self and the other is the fake one. When I communicate in my daily life, I do this with my fake identity where I have to perform and improvise constantly – because that is the social, physiological character that I have chosen to „perform“ for myself. And that person is full of „hope“. Without food, he could survive for some time: But without hope, life becomes completely meaningless and it would be difficult for this „me“ inside of myself to survive.

However, the other self that you can see when I act as a performer of my own work is in fact my true self – the person with whom I have the time to practice to be able to decide how to behave, what to talk, what to deliver to the others. And that person is desperately hopeless, I have to admit.

With this other, true „self“ on stage in my performance HeimatLost, I see a light appear in the sections where the instruments are at the very end of the performance when the normal story ends – and I go there and start playing music. This light has always been a metaphor for me for the light at the end of the tunnel. But it’s the same light for my true/ honest self, another train approaching us from the other side of the tunnel.

But I guess one can be happy when he is hopeless and melancholic at the same time?!“

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„Öyle hissediyorum ki; iki kisilik var icimde. Biri gerçek, diğeri yalan. Gündelik hayatımda iletisim kuran ben, yalan olan. Hayat boyu oynamayi sectigim ve durmaksızın dogaclamak zorunda kaldigim ben’lik. Yalan. Bu benim sosyal, psikolojik etkenlerle gündelik hayatı sürdürebilmek için perform etmeyi tercih ettigim karakter/im. Ve bu kisi, umut dolu. Yemek yemeden uzun süre hayatta kalabilir ama umudun olmadığı bir hayat tamamen anlamsızlaşır ve yaşamı sürdürmek zor olurdu bu „ben“(lik) icin.

Diğer ben, genel olarak islerimin oyuncusu olarak görünen „ben“ ligim, gerçek ben aslinda. Çünkü bu kisilik benim tarafımdan secilmis kisi aslinda tam olarak kim olmak istediğimle ilgili. Nasil davranmak, ne söylemek yada nasil anlasilmak istediğimle ilgili bana prova zamani bile veriliyor bu kisiyi yasamima dahil etmek, her sözün(ün) arkasında durabilmem için. Ve bu benlik, tamamen umut yoksunu itiraf etmem gerekirse. Bu ben’in perform ettigi an yani son isim „HeimatLost“ un bitiminde, normal hikaye sona erince, enstrümanların olduğu bölümde ciliz bir isik görünüyor ve bende oraya gidip, müzik yapmaya başlıyorum isin final bölümünde. Bu isik, benim icin tünelin sonundaki ışık metaforu oldu hep. Ama ayni isik, tünelin diger tarafindan bize dogru yaklasan baska bir tren benim icin.

Fakat, kişi umutsuz ve melankolikken de mutlu olabilir sanırım?!“

Çağlar Yiğitoğulları in seiner Solo-Shaman-Punk-Performance „HeimatLost“ am Hamburger LICHTHOF Theater © Rana Farahani

Çağlar Yiğitoğuları ist einer der außergewöhnlichsten Künstler, die ich in diesem Jahr kennenlernen durfte. Ein kreatives Genie, ein Rastloser, ein Suchendender. Der Regisseur und Autor Emre Akal stellte mir seinen Freund Çağlar Mitte des Jahres an den Münchner Kammerspielen vor, wo Çağlar im Rahmen einer Forschungsresidenz 10 Tage lang den Münchner Stadtraum erkundete und sich auf dem Boden rollend von Ort zu Ort bewegte.

1977 in der türkischen Stadt Ankara geboren, ging Çağlar Yiğitoğulları nach dem Abschluss seines Schauspielstudiums nach Australien, wo er zwei weitere Jahre Tanz studierte. Im Jahr 2003 kehrte er zurück in die Türkei und begann am Istanbuler Stadttheater zu arbeiten.

Während dieser Zeit begann er sich als Performer zu etablieren und präsentierte seine Arbeiten in mehr als 20 Ländern und 50 Festivals im Ausland. Als Schauspieler im In- und Ausland wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem als bester Schauspieler und als Schauspieler des Jahres und mit dem Preis der International Association of Theater Critics (IATC). Er arbeitete unter anderem bereits mit dem belgischen Theaterensemble Abattoir Ferme, dem Attis Theater in Griechenland, den Münchner Kammerspielen und dem Berlin Maxim Gorki Theater zusammen.

Da Çağlar Yiğitoğulları seine künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten in der Türkei immer mehr eingeschränkt sah, entschied er 2017, sich mithilfe eines Künstlervisums eine neue künstlerische Existenz in Deutschland aufzubauen.

Ende November 2021 präsentierte er im LICHTHOF Theater in Hamburg seine neueste Inszenierung HeimatLost  – eine Solo-Shaman-Punk-Performance. In ihr erzählt Çağlar die Geschichte eines Mannes, dessen Name Heimat ist und der verloren ist. Das Publikum wird dazu eingeladen, sich mit diesem Geschichtenerzähler ans Feuer zu setzen und ihm zu lauschen. So entsteht ein Taschenuniversum, in dem die Struktur ihre eigenen Regeln erschafft und beherrscht.

Çağlar Yiğitoğullarıs Performance spielt mit der Idee und der Spannung der körperlichen und emotionalen Verwandlung des Geschichtenerzählers, während dieser sich erst in der Geschichte und dann der Persona, von der er erzählt, verliert.

„So wie Europa verloren ist, ist meine Heimat verloren, sind wir alle verloren und haben nichts aus den Geschichten gelernt, die uns erzählt wurden. HeimatLost wird nie als fertiges Werk betrachtet werden, da die Performance autobiografische Elemente des Künstlers enthält. Sie wird immer „work in progress“ bleiben, so wie auch das Leben des Künstlers im Fluss ist“, heißt es in dem Programmheft zu dieser eindrucksvollen Inszenierung.

Ich wünsche Çağlar, dass er mit HeimatLost im kommenden Jahr auf Reisen geht und so viele Menschen wie möglich den Geschichten seines Geschichtenerzählers lauschen können.

© Rana Farahani

Weitere Informationen zu Çağlar Yiğitoğulları und HeimatLost

https://caglaryigitogullari.com/

Pressemappe HeimatLost

Instagram @caglaryigitogullari, Facebook @Caglar Yigitogullari

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