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Adventsflüsterei 2021: FRIEDE

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Ein Friedensengel der Schauspielerin und Illustratorin Linn Reusse zu Beginn der vierten Woche meines Adventsprojektes – begleitet von der Frage „Wie wird Friede?“.

„Wer ruft zum Frieden, dass die Welt es hört, zu hören gezwungen ist, dass alle Völker darüber froh werden müssen?“

fragte der Theologe Dietrich Bonhoeffer 1934 im Rahmen einer ökumenischen Konferenz zum Thema „Staat und Kirche“ auf der dänischen Insel Fanø. Als Jugendsekretär des „Weltbundes für Freundschaftsarbeit der Kirchen“ organisierte er damals eine parallel zur Hauptkonferenz stattfindende Jugendkonferenz.

Das Friedensverständnis des 1945 im KZ Flossenbürg ermordeten Vertreters der „Bekennenden Kirche“ war geprägt vom Mut zum Widerstand, der sich für Bonhoeffer nicht durch Waffengewalt, sondern durch Worte und durch den Glauben an Gottes Gebot auszeichnete.

„Wie wird Friede? Durch ein System von politischen Verträgen? Durch Investierung internationalen Kapitals in den verschiedenen Ländern? Das heißt durch die Großbanken, durch das Geld? Oder gar durch eine allseitige friedliche Aufrüstung zum Zweck der Sicherstellung des Friedens? Nein, durch dieses alles aus dem einen Grunde nicht, weil hier über Friede und Sicherheit verwechselt wird. Es gibt keinen Weg zum Frieden auf dem Weg der Sicherheit. Denn Friede muß gewagt werden, ist das eine große Wagnis, und läßt sich nie und nimmer sichern. Friede ist das Gegenteil von Sicherung. Sicherheiten fordern heißt Mißtrauen haben, und dieses Mißtrauen gebiert wiederum Krieg. Sicherheiten suchen heißt sich selber schützen wollen. Friede heißt sich gänzlich ausliefern dem Gebot Gottes, keine Sicherung wollen, sondern in Glaube und Gehorsam dem allmächtigen Gott die Geschichte der Völker in die Hand legen und nicht selbstsüchtig über sie verfügen wollen. Kämpfe werden nicht mit Waffen gewonnen, sondern mit Gott. Sie werden auch dort noch gewonnen, wo der Weg ans Kreuz führt. Wer von uns darf denn sagen, daß er wüßte, was es für die Welt bedeuten könnte, wenn ein Volk – statt mit der Waffe in der Hand – betend und wehrlos und darum gerade bewaffnet mit der allein guten Wehr und Waffe den Angreifer empfinge?“ (Quelle: dietrich-bonhoeffer-verein.de)

In der vierten Woche meiner diesjährigen Adventsaktion habe ich mir das Thema „Friede“ vorgenommen. Brauchen wir Gewalt, um den Frieden weltweit zu sichern? Kann es in einer Zeit voller Konflikte überhaupt eine Chance auf den Weltfrieden geben? Und ist Friede die bloße Abwesenheit von Krieg?

Mit diesen und weiteren Fragen werde ich mich bis zum 24. Dezember auf meinem Blog beschäftigen. Die Schauspielerin Linn Reusse, die ich als Teil der Künstlergemeinschaft Neues Künstlertheater kennenlernte, hat mir dazu einen Friedensengel geschickt, der hoch über den Wolken seine Kreise zieht und auch dann noch über den Menschen wacht, wenn sich heftige Stürme um ihn herum anbahnen.

© Fabian Schellhorn

Die 1992 in Berlin geborene Linn Reusse studierte von 2012 bis 2016 an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin. Bereits vor und während ihres Studiums spielt sie Rollen am Deutschen Theater Berlin, am Renaissance und am BAT Theater sowie in Film- und Fernsehproduktionen wie „Die Rote Zora“, „Goethe!“ oder „Bloch“ und war als Sprecherin für Hörspielproduktionen tätig. Bei den Nibelungen-Festspielen Worms war sie 2018 als Swanhild in „Siegfrieds Erben“ zu sehen. Seit der Spielzeit 2016/17 ist Linn Reusse Ensemblemitglied am Deutschen Theater Berlin und zurzeit unter anderem in „Einsame Menschen„, „Zdeněk Adamec„, „Fräulein Julie„, „Der Hals der Giraffe“ und „Die Glasmenagerie“ zu sehen. 2019 erhielt Linn Reusse den Daphne-Preis der TheaterGemeinde Berlin, mit dem herausragende junge Darsteller*innen der Berliner Kulturszene ausgezeichnet werden.

Dass Linn nicht nur eine sehr gute Schauspielerin, sondern auch eine extrem begabte Illustratorin und Zeichnerin ist, stellte sie im vergangenen Jahr unter Beweis, als sie für das Neue Künstlertheater die Illustrationen für das Hörspiel „FUCHS 8“ nach dem gleichnamigen Roman des Autors George Saunders gestaltete.

Bei den Internationalen Thüringer Poetryfilmtagen präsentierte Linn 2021 mit der Schauspielerin und Künstlerin Lilith Häßle ihren gemeinsamen Kurzfilm „Vom Nutzen der gewonnenen Zeit“.

Liebe Linn, ich danke dir von Herzen für deinen Friedensengel, der in Zeiten wie diesen besonders intensiv über uns wachen muss. Auf dass uns Menschen hier auf Erden ebensolche Flügel wachsen, mit denen wir andere Menschen beschützen können. 


Mehr Informationen über Linn Reusse: 

http://www.felix-bloch-erben-agentur.de/auswahl.php?id=159

Instagram @linn_reusse

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