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Adventsgeflüster #18: Mutlu Noeller oder Weihnachten in Istanbul

Eine kleine fotografische Reise durch Istanbul, wo die Besucher zur Weihnachtszeit ein wahres Lichtermeer erwartetet…

Ich rechnete wirklich mit allem, als ich 2014 über Silvester mit meiner Freundin Mira nach Istanbul reiste: Aber nicht mit festlich geschmückten Einkaufszentren, zahlreiche Weihnachtsbäumen und einem abendlichen Lichtermeer aus Sternen, Glocken und Kerzen in diesem muslimisch geprägten Land.

Heiligabend und Weihnachten sind in der Türkei ganz normale Tage, allerdings spielt der sogenannte „Noel Baba“ – der heilige Nikolaus von Myra – eine bedeutende Rolle. Für die weltlich eingestellten Türken steht er für die Tradition, sich am Silvesterabend zu beschenken und das neue Jahr zu feiern. In der Silvesternacht, der sogenannten Yılbaşı Gecesi, wird ein Tannenbaum geschmückt, man feiert mit der Familie oder Freunden und tauscht gegenseitig Geschenke aus. Der Einzelhandel lockt daher in Istanbul mit Sonderangeboten und festlicher Beleuchtung, damit die Menschen in die richtige Kaufstimmung versetzt werden.

Das große, für alle Istanbuler sichtbare Weihnachtsfest findet in der katholischen Antonius-Basilika statt, die sich direkt an der zentralen Einkaufsmeile in der Istiklal Caddesi befindet. Die Kirche gehört dem Franziskanerorden und hat sich zum multikulturellen christlichen Mittelpunkt der Stadt entwickelt. Der Originalbau stammt aus dem Jahre 1724, Bauherr war der in Istanbul geborene, italienische Architekt Giulio Mongeri. 1904 musste die Kirche einer Straßenbahn weichen, daher suchten sich die Ordensleute einen Bauplatz für eine neue Basilika in der Nähe. Die Kirche wurde im neogotischen Stil errichtet, die Krypta dagegen ist im romanischen Stil gehalten worden. Wegen finanzieller Schwierigkeiten konnten die Antonius-Basilika erst 1912 von den Ordensleuten gesegnet werden. Heute wird hier an Heiligabend ein ökumenischer Gottesdienst zelebriert, der in den vergangenen Jahren mehr und mehr Zuspruch fand. Der Weihnachtsschmuck in der Kirche hat fast amerikanische Ausmaße: Eine Outdoor-Krippe vor der Kirche, eine große Krippe in der Kirche selbst – und Lichterschmuck, wohin das Auge blickt! Eine Traube an Menschen drängte sich bei unserem Besuch in Istanbul 2014 vor der großen Krippe mit der Statue von Papst Johannes XXIII. (Angelo Giuseppe Roncalli, 1881-1963), der vor und im Zweiten Weltkrieg als Apostolischer Delegat in der Türkei wirkte, und der klassischen Figurengruppe aus Bethlehem zu seinen Füßen.

Mit den Millionen Flüchtlingen, vor allem aus dem Irak, nimmt derzeit auch die Zahl der Christen in der Türkei wieder zu. In der Antonius-Basilika haben sie schon seit ein paar Jahren einen eigenen Raum gefunden, in dem sie ihre Gottesdienste feiern. Jede Woche werden an diesem Ort, an dem so viele Nationalitäten zusammenkommen, Gottesdienste in türkischer, italienischer, polnischer und englischer Sprache abgehalten.

Auch wenn die Grenze zum Kitsch manchmal fließend war: Ich als großer Weihnachtsfan fand es sehr schön, mich abends durch das Lichtermeer dieser eindrucksvollen, vielfältigen Stadt zu bewegen.


Basilika St. Antonius
Tomtom Mahallesi
İstiklal Cd. No:171
34433 Beyoğlu/İstanbul
Türkei

Gottesdienste:

Türkisch: Täglich 19 Uhr, Di 11.30 Uhr

Englisch: Täglich 8 Uhr, Sa 19 Uhr, So 10 Uhr

Italienisch: Sa 19 Uhr, So 11.30 Uhr

Polnisch: So 11 Uhr

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