Weil wir in der Vorweihnachtszeit sehr viele Liebe brauchen, präsentiere ich euch im heutigen Adventskalender-Türchen das Duett von Clara und Alfred – gesungen von Götz Schneyder und Clemens Nicol vom Ensemble sprech&schwefel! Clemens kann man übrigens nicht nur Ende Dezember 2019 in der Inszenierung DER BESUCH DER ALTEN DAME, sondern bis Weihnachten auch gemeinsam mit dem Ensemble miXtur auf der Bühne erleben.
„Wer kann Liebe kontrollieren, sie brennt wie Feuer im Bauch“
„Dein Verachtung find ich nicht gut“
„Denn ich will dich nicht lieben, wenn du mir nicht gehörst“
Seit mir Clemens Nicol diese großartigen Cover-Version von Jessie Wares „Say You Love Me“ geschickt hat, höre ich sie in Dauerschleife. „Liebe vergeht, Hektar besteht“: Diese Lebensweisheit lernte ich bereits in der achten Klasse. Meinem Wirtschaftslehrer sei Dank.
Die Tragikomödie Der Besuch der Alten Dame von Friedrich Dürrenmatt zählte zu Schulzeiten nicht gerade zu meinen Lieblingsdramen. Als mich Clemens im August zu einer Aufführung der 2018 in Co-Produktion mit dem Ensemble sprech&schwefel und dem Theater Plan B erarbeiteten Inszenierung von Regisseur Andreas Wiedermann einlud, war ich zunächst etwas zögerlich, was meine Zusage anbetraf. In den 1950er und 1960er Jahren erschuf Dürrenmatt durch die drastische Überzeichnung der Rollen und die Stilisierung der Wirklichkeit in seinen Stücken wie Der Besuch der Alten Dame oder Die Physiker seinen ganz eigenen Typus der Tragikomödie. Auf mich wirken seine Dramen mit ihren schablonenhaften, stereotypen Figuren, deren Seelenleben für den Zuschauer oft ein Rätsel bleibt, heutzutage bisweilen sehr befremdlich.
Glücklicherweise fand ich aber im August 2019 den Weg ins Münchner Teamtheater und sah dort Andreas Wiedermanns Interpretation von Dürrenmatts Besuch der Alten Dame – eine Parabel über Liebe, Moral und Vergangenheitsbewältigung. Das rund 30köpfige Figurenpersonal des Stücks reduzierte der Regisseur auf drei im Rollstuhl sitzende Honoratioren der Kleinstadt Güllen. Zu Beginn feiern die Herren die Einrichtung eines nach der Milliardärin Claire Zachanassian benannten, noblen Seniorenheims, bevor sie damit beginnen, aus ihre Erinnerung heraus vom Schicksal der Claire Zachanassian zu berichten. Es ist die Geschichte einer Frau, die nur aus einem Grund im hohen Alter in ihren Heimatort zurückkehrt: Sie will Rache nehmen an Alfred, der sie einst mit 17 Jahren schwängerte, die Vaterschaft leugnete und mit Hilfe bestochener Zeugen einen von ihr angestrengten Prozess gewann. Die mit Schimpf und Schande aus ihrem Heimatort vertriebene ehemalige Klara Wäscher wurde Jahre später durch die Heirat mit einem Ölquellen-Besitzer zu einer Frau von Welt. Der verarmten Güllener Bevölkerung verspricht sie im Zuge der Rückkehr in ihren Heimatort eine großzügige Geldspende, die an eine grausame Bedingung geknüpft ist: Alfred soll durch die Hand eines Gülleners oder einer Güllenerin sterben…
Mit einem feinen Gespür für tragische Komik gelingt es den Schauspielern Urs Klebe, Clemens Nicol und Götz Schneyder in Andreas Widermanns Inszenierung, Dürrenmatts Figuren Leben einzuhauchen und ihre seelischen Wunden und inneren Kämpfe für den Zuschauer spürbar zu machen. Dass Alfred und Claire hier als Handpuppen (entworfen von Janusz Debinski) auf der Bühne zu erleben sind, ist sinnbildlich für das Schicksal zweier Menschen, die aufgrund ihrer Unfähigkeit, sich ernsthaft mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen, zu Marionetten ihrer selbst wurden. Grotesker Slapstick gepaart mit bewegenden, anrührenden Szenen: Dieser Besuch der Alten Dame hat tiefe Spuren bei mir hinterlassen. Denn fast beiläufig muss hier ein Menschen seinen Platz auf dieser Erde räumen, damit die angebliche Ordnung wiederhergestellt wird.
Das Duett von Clara und Alfred, das Clemens Nicol mir für meinen Adventskalender geschickt hat, ist übrigens nicht Teil von Andreas Wiedermanns Inszenierung. Es ehrt mich daher sehr, dass ich es euch an dieser Stelle exklusiv präsentieren darf!
sowie
16 + 20 Uhr
August-Exter-Str. 1
81245 München
Clemens arbeitet als ausgebildeter Sprecherzieher übrigens nicht nur als Sprecher, Moderator und Sprecherzieher beim Bayerischen Rundfunk in München & Nürnberg. Regelmäßig kann man ihn auch als Schauspieler mit seinem Ensemble sprech&schwefel und im Dezember 2019 zusätzlich dazu mit dem Ensemble MiXtur auf der Bühne zu erleben!
Im Jahr 2004 fing alles an: Sieben ehemalige Mitglieder des Windsbacher Knabenchores riefen mit ihren Weihnachtskonzerten eine kleine Tradition ins Leben. Nach 15 Jahren und wechselnden Besetzungen präsentiert das Ensemble seinem Publikum im Jahre 2019 im Rahmen seiner Weihnachtstournée wieder einen Mix aus a-cappella-Gesang, Instrumentalmusik und (vor-) weihnachtlichen Texten. Der musikalische Leiter Friedrich Bracks hat ein Programm zusammengestellt, das von altbayerischen Weisen bis zu modernen Christmas Songs reicht.
Dabei treten die Sänger in diesem Jahr erstmals gemeinsam mit der Schlagzeugerin Agnieszka Engelsdorf auf. Den Rezitations-Part übernimmt Clemens Nicol, der in einigen Konzerten von Heike Heinemann unterstützt wird.
Hier kommt der Überblick über alle Konzerte:
14. Dezember 2019, Samstag, 19 Uhr
Münster, Heilsbronn
15. Dezember 2019, Sonntag, 17.30 Uhr
Bethelsaal – Hensoltshöhe, Gunzenhausen
18. Dezember 2019, Mittwoch, 19.30 Uhr
St. Johannes, Königsbrunn
19. Dezember 2019, Donnerstag, 19.30 Uhr
St. Sebald, Schwabach
20. Dezember 2019, Freitag, 19 Uhr
St. Nikolai, Neuendettelsau
21. Dezember 2019, Samstag
17:15 Uhr – Christuskirche, Aschaffenburg
19:30 Uhr – Johanneskirche, Miltenberg
22. Dezember 2019, Sonntag
Ort wird noch bekannt gegeben
23. Dezember 2019, Montag, 20 Uhr
St. Gumbertus, Ansbach
Mehr Infos über Clemens Nicol und das Ensemble miXtur: