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Adventsgeflüster #4: Ein Gedicht zum Barbaratag

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Ein Gedicht von Harald Braem am heutigen Barbaratag…

Am 04. Dezember habe ich unser Haus als Kind jedes Jahr mit Barbarazweigen dekoriert. Heute habe ich vor allem eine Mon Chéri-Kirsche vor Augen, wenn ich an den Barbaratag denke. Jedes Jahr verschenkt das Unternehmen Ferrero nämlich zehntausende Kirschzweige, die symbolisch für die Unterstützung einer gemeinnützigen Organisation stehen. Ein cleveres Marketing-Event – über die Hintergründe des Barbaratags weiß man jedoch oft nur Rudimentäres.

Er gilt als Gedenktag für eine christliche Märtyrerin, die im 3. Jahrhundert gelebt haben soll. Obwohl ihre Existenz historisch nicht gesichert ist, bewegt ihre Geschichte bis heute viele Gläubige. Der Überlieferung zufolge lebte Barbara als Tochter eines reichen Kaufmanns in Nikomedien in der heutigen Türkei. Die junge Frau wollte ihr Leben Christus widmen, doch ihr heidnischer Vater war gegen das Bekenntnis seiner Tochter zum Christentum und lieferte sie dem römischen Statthalter Marcianus aus. Doch auch ihm gelang es nicht, Barbara durch Folter zur Aufgabe ihres Glaubens zu zwingen. Der Statthalter ließ Barbara mit Keulen schlagen, ihr die Brüste abschneiden, sie mit Fackeln brennen – nachts erschien ihr Christus im Gefängnis, um ihre Wunden zu heilen. Schließlich wurde Barbara zum Tode verurteilt und dazu gezwungen, sich nackt auf dem Markt den Blicken der Leute preiszugeben. Doch ihre Gebete wurden erhöht und Wolken und Nebel bedeckten sie. Daraufhin ließ man sie von ihrem eigenen Vater enthaupten. Ihn traf kurz darauf ein Blitzschlag und er verbrannte.

Aufgrund ihres starken Glaubens gilt die heilige Barbara als Schutzpatronin vieler Berufsgruppen und leidenden Menschen. Sie zählt zu den sogenannten vierzehn Nothelfern der katholischen Kirche – allesamt Heilige aus dem zweiten bis vierten Jahrhundert. Die Bergleute verehrten die Heilige Barbara beispielsweise als Schutzheilige, da sie sich der Überlieferung zufolge auf der Flucht vor ihrem Vater in einer Felsspalte versteckte. Diese soll sich ihr auf wundersame Weise geöffnet haben.

Der Brauch, am 4. Dezember einen Kirschzweig zu verschenken, geht auf die Überlieferung zurück, dass sich auf Weg ins Gefängnis ein Kirschzweig im Kleid der Heilige Barbara verfing. Sie stellte ihn in ein Gefäß mit Wasser und pflegte ihn. Genau an demjenigen Tag, an dem sie das Martyrium erlitt, spendeten ihr die blühenden Zweige Trost und Zuversicht. Heute schneidet man am besten vor Sonnenaufgang Zweige von Obstbäumen – zumeist Kirschzweige – und stellt sie in der Nähe eines Ofens ins Wasser. Wenn an Heiligabend die verschenkten Zweige blühen, bedeutet das für den Beschenkten Glück und Freude für das neue Jahr.

Ein weiterer Brauch am Barbaratag: Als sogenannten Barbaraweizen werden am 04. Dezember mancherorts einige Körnchen Weizen in einer Schale ausgesät, damit sie bis Weihnachten sprießen. In einigen Regionen des Rheinlands bekommen die Kinder am Barbaratag Geschenke und hier und da begleitet die heilige Barbara den Nikolaus am 6. Dezember, um ihn bei der Bescherung tatkräftig zu unterstützen.

Ich habe in meinem Lieblingsweihnachtsbuch „Kinderweihnacht“ von Sybill Gräfin Schönfeldt ein Gedicht des 1944 geborenen deutschen Designers, Schriftstellers und Kulturwissenschaftlers Harald Braem gefunden, das in einem Jahr, in dem die umstrittenen Räumungsaktionen gegen Umweltaktivisten im Hambacher Forst stattgefunden haben, aktueller denn je ist. Mein Lieblingssatz in diesem Gedicht:

„Ich schenke dir diesen Baum, 
nimm ihn wie einen Freund, besuche ihn oft,
aber versuche nicht, ihn zu ändern“

Dies gilt für Bäume und für Menschen.

"Ich schenke dir diesen Baum" von Harald Braem by Lena Kettner

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