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Adventsgeflüster #8: יום הולדת שמח, Mieczysław Weinberg!

Weinberg und der Dirigent Rudolf Barshai, um 1967 © Olga Rakhalskaya

Mieczysław Weinberg, ein lange Zeit unterschätzter sowjetischer Komponist polnisch-jüdischer Herkunft, hätte heute seinen 100. Geburtstag gefeiert. Das Jewish Chamber Orchestra Munich würdigt den Komponisten am morgigen Montag, 9. Dezember, mit einem Festkonzert im Hubert-Burda-Saal des Jüdischen Zentrum München, wo auch Werke von Weinbergs Künstlerfreund Dmitri Schostakowitsch zur Aufführung gebracht werden. יום הולדת שמח, Herr Weinberg!

Er zählte für Dmitri Schostakowitsch zu einem der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts: Der 1919 als Sohn einer Musikerfamilie in Warschau geborene polnische Komponist Mieczysław Weinberg schrieb mehr Sinfonien, mehr Streichquartette und mehr Opern als sein Mentor Schostakowitsch – aber er tat sich schwer damit, neben seinem erfolgreichen Künstlerfreund im Westen wahrgenommen zu werden.

Zum Zeitpunkt seines Todes im Jahre 1996 hinterließ Mieczysław Weinberg ein vielseitiges Oeuvre, das 154 Werke umfasste: Darunter Sinfonien, Opern, Ballett-, Film- und sogar Zirkusmusik. Oft verband er in seinen Kompositionen, deren Bandbreite von einfachen, eingängigen Melodien bis zu komplexer Zwölftonmusik reichten, jüdische Musiktraditionen mit russischer Stilistik.

Jewish Chamber Orchestra Munich © Thomas Dashuber

Das Leben von Mieczysław Weinberg war überschattet vom Ausbruch des Zweiten Weltkriegs: Dem am Konservatorium ausgebildeten, exzellenten Pianisten blieb nur die Flucht in die Sowjetunion, als Nazideutschland Polen 1939 überfiel. Weinbergs zwei Jahre jüngere Schwester Ester und seine Eltern sah der Musiker nach seiner Flucht nie wieder. Erst in den sechziger Jahren wusste er mit absoluter Sicherheit, wo seine Familie von den Nazis ermordet worden war.

Auch in seiner neuen Heimat, der Sowjetunion, war Weinberg vor Verfolgung nicht sicher: Wie viele andere russische Intellektuelle und Künstler musste er den Terror des stalinistischen Systems fürchten. 1953, auf dem Höhepunkt der sogenannten „Ärzteverschwörung“, als Josef Stalin und seine Gefolgsleute vorwiegend Medizinern jüdischer Herkunft vorwarfen, ihn und andere Führer der Sowjetunion ausschalten zu wollen, wurde Weinberg inhaftiert. Stalins überraschendes Ableben rettete ihn schließlich vor dem sicheren Tod.

Komponieren bedeutete für Mieczysław Weinberg immer auch Trauerarbeit und eine Form der Trauma-Bewältigung. Er sah es als seine Pflicht an, mithilfe der Musik an das tragische Schicksal seiner Familie und der Millionen anderen ermordeten Juden zu erinnern. Zu Weinberg Hauptwerken zählen unter anderem ein Requiem, das er 1966 unter anderem auf Gedichte von Federico García Lorca schrieb, oder die 1963 vollendete Symphonie Nr. 6 für Knabenchor und Orchester.

© JCOM

Anlässlich des 100. Geburtstags des Komponisten findet am morgigen Montag, 09. Dezember, um 20:00 Uhr im Hubert-Burda-Saal des Jüdischen Zentrum München ein ganz besonderes Festkonzert des Jewish Chamber Orchestra Munich statt: „Masel Tov und bis 120!“. So lautet ein jüdischer Geburtstagswunsch, demzufolge das Leben 120 Jahre dauern möge. Laut der Überlieferung der Tora erreichte Moses nämlich genau dieses Alter.

Das renommierte Jewish Chamber Orchestra Munich widmete Weinberg, dem russischen Komponisten jüdisch-polnischer Abstammung, bereits im Mai 2019 ein einwöchiges Festival, wo es sein Publikum erstmals mit dem vielfältigen Oeuvre des Musikers vertraut machte. Als besondere Gäste beim Festkonzert im Hubert-Burda-Saal am 09. Dezember werden die Mezzosopranistin Idunnu Münch und der Cellist Wen-Sinn Yang auf der Bühne zu erleben sein. 

Ich freue mich sehr über dieses Video, das mir der Dirigent und Künstlerische Leiter des Jewish Chamber Orchestra Munich, Daniel Grossmann, exklusiv für meinen Adventskalender geschickt hat:

Liebes JCOM: Eure Konzerte sind jedes Mal ein Erlebnis für mich! Daher freue ich mich sehr, dass ihr euch mit diesem Einblick in die Probenarbeit zu „Masel Tov und bis 120!“ an meinem diesjährigen Adventskalender beteiligt. Ich wünsche euch ein tolles Konzert morgen Abend und finde es sehr schade, dass ich aufgrund meiner London-Reise nicht mit dabei sein kann. Umso mehr freue ich mich auf die JCOM-Konzerte im Jahr 2020!


Mehr Infos zum Konzert am 09.12.2019 und zum Kartenkauf findet ihr unter: 

https://www.jcom.de/mieczyslaw-weinberg-bis-120/

Montag, 9.12.19, 20:00 Uhr
Hubert-Burda-Saal, Jüdisches Zentrum München

Tickets € 42/30/18

VOR DEM KONZERT
18:30 Uhr SYNAGOGENFÜHRUNG
Nur in Verbindung mit einem Ticket der 1. Kategorie
Die Anmeldung / Bestätigung erforderlich bis 4.12.2019 an
info@jcom.de oder T +49 (0)89 1228 9599 (begrenzte Teilnehmerzahl)

 

 

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