Mein erstes Jahr als Kulturbloggerin – ein sehr persönlicher Jahresrückblick…
Vor genau einem Jahr saß ich in den Weihnachtsferien vor einem leeren WordPress-Template und überlegte, wie genau mein geplanter Kulturblog aussehen könnte. Jahrelang hatte ich zuvor die umfangreichen Bloggeraktivitäten meiner Freundin Milena von MUC to go, dem alternativen Ideen-Guide für den München-Besucher, beobachtet. Milena war es auch, die mich bei einem gemeinsamen Treffen im Dezember 2016 dazu ermutigte, meinen eigenen Blog zu starten – dafür bin ich ihr heute, ein Jahr später, immer noch sehr dankbar!
Die „Kulturflüsterei“ hat mein Leben 2017 in einer Art und Weise bereichert, wie ich es niemals zu hoffen gewagt hätte. Bloggen bedeutet für mich vor allem viel Neues, viele spannende Begegnungen und viel Freude. Aber auch viel Arbeit, viel Fleiß und Disziplin neben einem Vollzeitjob als PR-Managerin. Die Kulturflüsterin ist innerhalb kurzer Zeit ein Projekt geworden, in dem mein ganzes Herzblut steckt – und durch das ich im letzten Jahr wunderbare Menschen und Interviewpartner kennengelernt habe! Einigen von ihnen möchte ich heute ganz besonders danken und euch in diesem Rahmen noch einmal auf einige Texte, die mir 2017 sehr am Herzen lagen, aufmerksam machen!
Ich danke euch für euer großes Interesse und eure Rückmeldungen auf meine Artikel und meine Posts bei Instagram – eure „Kulturflüsterin“ Lena
1. Das erste Interview
Dass ich mit Stefanie Reinsperger eine der spannendsten und vielseitigsten Theaterschauspielerinnen, die man derzeit auf deutschsprachigen Bühnen erleben kann, für mein allererstes Bloginterview Ende März 2017 gewinnen heute, war ein großer Glücksfall! Auf Instagram kam ich mit Stefanie in Kontakt und habe mich sehr darüber gefreut, dass sie sich trotz ihres vollen Terminkalenders die Zeit nahm, ausführlich auf die Fragen für meinen Blogeintrag zu antworten. Ihre damalige Stimmung beschrieb sie als #aufgeregtneugierigundwissbegiergaufdiezukunft – ein paar Monate später spielte sie im Sommer diesen Jahres die Rolle der Buhlschaft bei den Salzburger Festspielen und trat direkt danach ihr Engagement beim Berliner Ensemble unter der neuen Intendanz von Oliver Reese an.
Jedes Interview, das ich in diesem Jahr für meinen Blog geführt habe, war etwas ganz besonderes für mich. Manchmal hat mich das langjährige Interesse für die Arbeit eines Künstlers, manchmal die sozialen Netzwerke und manchmal auch der Zufall zu meinem jeweiligen Gesprächspartner geführt. Im Falle des Malers Carsten Fock war es sein Instagram-Account – ein Kunstwerk für sich mit außergewöhnlicheren, irritierenderen, originelleren Bildern, als man sie zum Großteil auf den Seiten seiner Kollegen findet. Fotografische Impressionen seiner Malerei findet man dort ebenso wie Landschaftsbilder oder private Aufnahmen, die während seiner zahlreichen beruflichen Reisen entstanden sind.
Das Interview mit Carsten im Münchner Lehel an einem lauen Frühsommerabend im Juni 2017 begann mit seinem Eindruck von München – einer Stadt, in die er 2016 der Liebe wegen zog. Später sprachen wir unter anderem auch über seine Freundschaft zu Lars Eidinger, die Gefahren der Demokratisierung der Kunst und die von ihm bereits in seinem Leben absolvierten Marathonläufe. Ein spannendes Gespräch mit einem faszinierenden Künstler, den ich ohne die sozialen Netzwerke vermutlich nicht kennengelernt hätte. Im Gegensatz zu Carsten Fock kannte ich die Arbeit des Theater- und Filmregisseurs Nuran David Calis bereits seit vielen Jahren. Als ich im September 2017 von einer elftägigen Reise durch Armenien und Georgien zurückkehrte, nahm sich Nuran David Calis während seiner Proben für das Stück Istanbul am Schauspiel Köln Zeit für ein ausführliches Gespräch mit mir über seine türkisch-armenisch-jüdischen Wurzeln und sein Theaterverständnis. Seine Aussage, dass man das Internet nicht nur Predigern von Hass und Gewalt überlassen könne und er meinen Blog als entschiedenes Gegengewicht zu diesen Tendenzen sieht, hat mich sehr berührt.
Ich erinnere mich an viele weitere Begegnungen und wunderbare Interviews 2017 wie zum Beispiel mit der Schauspielerin Tanja Schleiff, die ich 2016 anlässlich der 40-Jahr-Feier der Freunde des Residenztheaters kennengelernt hatte und die 2017 unter anderem in der ARD-Serie „Charité“ zu sehen war. Oder an zwei Begegnungen mit dem Nachwuchsregisseur Moritz Hauthaler in der Pinakothek der Moderne, wo er gemeinsam mit dem Bühnenbildner Xaver Unterholzner über Wochen hinweg seine Installation „Das Bienenhaus im Zementgarten“ präsentierte. Oder an das Interview mit der deutsch-slowenischen Multimedia-Künstlerin Annina Roescheisen, die für ihre interaktive Dokumentararbeit #Whatbringspeace gerade Menschen aus aller Welt zu ihrer Definition von Frieden befragt.
Und an ein interessantes Interview mit dem 3sat-Redakteur Wolfgang Horn, den ich 2009 während meiner Hospitanz beim ZDFtheaterkanal kennenlernte. Er war der verantwortliche Redakteur für die TV-Aufzeichnung der Inszenierung „Die Räuber“ (Münchner Residenztheater), die im Rahmen des Berliner Theatertreffens präsentiert wurde, nachdem die Vorstellung aus dispositorischen Gründen nicht live vor Ort stattfinden konnte.
Ein ganz herzliches Dankeschön geht auch an die bezaubernde Friederike Ott, die ich schmerzlich am Münchner Residenztheater vermisse, seit sie in dieser Spielzeit das Ensemble des Schauspiel Frankfurt bereichert! Bei unserem Gespräch in München ging es nicht nur um ihren Wechsel nach Frankfurt, sondern um das Theater im Allgemeinen, die Liebe, das Leben…
2. Ein ganz besonderes Orchester und musikalische (Neu-)Entdeckungen
Bereits in meiner Kindheit zeigte ich ein großes Interesse für die jüdische Kultur. Meinen Eltern war es als Geschichtslehrer wichtig, nicht nur die Erinnerung an die Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs aufrecht zu erhalten, sondern auch eine Brücke zur deutsch-jüdischen Gegenwartskultur zu schlagen. Ich erinnere mich beispielsweise an die Auftritte des grandiosen Münchner Klezmer-Ensemble Mazel Tov zurück, bei denen wir gemeinsam mit der damaligen Sängerin der Band auf der Bühne unseres Gymnasiums zu traditionellen jüdischen Liedern tanzten.
Dann entdeckte ich 2017 in München das Orchester Jakobsplatz München. Genauer gesagt kam Anfang des Jahres mit Simone Theilacker, die Managerin des Orchesters, auf Facebook in Kontakt. Im Mai 2017 besuchte ich mein erstes OJM-Konzert im NS-Dokumentationszentrum, wo der Dirigent und künstlerischer Leiter Daniel Grossmann das Publikum im Rahmen der Expeditio nen-Reihe mit dem Werk des visionären jüdischen Komponisten Roman Haubenstock-Ramati vertraut machte.
An diesem Abend lernte ich mit der Dramaturgin Andrea Schönhofer einen weiteren Teil des hochengagierten Teams des Orchesters Jakobsplatz München kennen. Jedes der 2017 von mir besuchten Konzerte war ein absolutes Highlight in meinem Kulturjahr 2017: Ob Kinderkino, ein Flimmerkammer-Stummfilmkonzert in den Münchner Kammerspielen oder das bewegende Neujahrskonzert 5778 im Münchner Prinzregententheater – jedes Mal hatte ich die Gelegenheit, dank des Orchesters in ein neue musikalische Welt einzutauchen.
Der Abend des jüdischen Neujahrskonzertes Ende Oktober wird mir aufgrund des #OJMNeujahr Tweet-ups, zu dem mich Simone Theilacker eingeladen hatte, besonders in Erinnerung bleiben! Allein als einzige Nicht-Jüdin unter zehn jüdischen Studenten vom Verband Jüdischer Studenten in Bayern wurde ich sehr herzlich in deren Mitte aufgenommen und habe an diesem Abend viel über modernes jüdisches Leben in Deutschland und in den Herkunftsländern der Studierenden gelernt.
2018 wird es unzählige Gelegenheiten geben, das Orchester live zu erleben – schaut unbedingt bei einem ihrer nächsten Konzerte vorbei: http://www.o-j-m.de/page5/.
Ich möchte mich heute ganz herzlich bei Simone Theilacker bedanken, durch die ich nicht nur auf das Orchester, sondern auch auf viele andere interessante Kulturprojekte und -veranstaltungen in und um München aufmerksam geworden bin!
Und hier noch eine Auswahl meiner weiteren musikalischen Highlights in diesem Jahr:
- Das neue Album des radio.string.quartet, „In Between Silence“. Co-produziert von dem norwegischen Jazzmusiker Bugge Wesseltoft, der 1996 mit Jazzland Recordings seine eigene Plattenfirma gegründet hat, ist „In Between Silence“ ein Meisterwerk aus Pop-, Jazz-, Fusion- und elektronischen Klängen. Im Oktober hatte ich die Gelegenheit, das aussergewöhnliche Streichquartet nach zwei Jahren endlich wieder auf der Bühne erleben zu dürfen – warum mich die Musik des radio.string.quartet seit mittlerweile 13 Jahren so sehr begeistert, habe ich im Februar 2017 in einem meiner Blogeinträge geschildert.
- Das Duo Tuba&Harfe: Seit 12 Jahren sind der Tubist Andreas Martin Hofmeir und der Harfinist Andreas Mildner in dieser außergewöhnlichen und weltweit einmaligen musikalischen Formation auf nationalen und internationalen Konzertbühnen zu erleben. In dieser höchst ungewöhnlichen Kombination spielen die beiden sowohl Bearbeitungen bekannter Werke wie eine Interpretation der „Fantasie brillante sur ›Carmen‹“ von François Borne, als auch Auftragswerke von Komponisten aus der ganzen Bundesrepublik. Ende Januar 2018 ist das Duo übrigens im Rahmen von zwei Konzerten im Bürgerhaus Emmering und im Schloss Tutzing zu erleben.
3. Instawalks und #Denkanstoesse
Zu meinem ersten Instawalk meldete ich mich im Juni 2017 an. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte mich die Vorstellung, mit anderen Instagrammern, Twitterern und Bloggern Fotos um die Wette machen, eher abgeschreckt.
Doch an einem Freitagabend stieß ich durch Zufall auf das Angebot des Ägyptischen Museums München, den Bereich des Kunstareals München im Rahmen eines Social Walks zu entdecken. Das Kunstareal München erstreckt sich von der Heßstraße im Norden, der Türkenstraße im Osten, der Karlstraße im Süden und der Richard-Wagner-/Enhuberstraße im Westen. 18 Museen und Ausstellungshäuser, mehr als 40 Galerien und Kulturinstitutionen und sechs Hochschulen möchten durch ihr Engagement für das gemeinsame Projekt ihr vielfältiges Angebot noch bekannter machen.
An diesem Tag war ich nicht nur mit meiner Kollegin von my_munich_moments unterwegs, sondern habe unter anderem Blogger wie Max und Conny von inside_munich oder Lena vom Infopoint Museen & Schlösser in Bayern kennengelernt – und Roxane Bicker vom Ägyptischen Museum, die neben ihrer Arbeit als Ägyptologin und Museumspädagogin auch noch einen tollen eigenen Blog betreibt.
Im Juli 2017 ging es dann nach Bayreuth zum ersten #BFinstawalk, der es zehn Instagrammern und Bloggern ermöglichte, hinter die Kulissen des Festspielbetriebs zu blicken! Dieser Nachmittag war einer meiner absoluten Highlights des vergangenen Kulturjahres – vielen Dank an den Social Media-Redakteur Hannes Richter und an Johannes Lachermeier, Leiter der Abteilung Kommunikation der Theaterakademie August Everding, die uns diese besondere Backstage-Führung ermöglicht haben!
Ein weiteres fanstastisches Blogger-/Instagrammer-Event fand im November 2017 im Literaturhaus München statt! Anlässlich des Literaturfest München wurde die Ausstellungshalle im Literaturhaus zu einer skurrilen Bar im Stile eines Wachsfigurenkabinetts umgestaltet. Täglich konnte man dort ab 11 Uhr während der gesamten Laufzeit des Literaturfests verweilen – oft fanden abends ab 22 Uhr noch besondere musikalische Darbietungen statt!
In diesem Rahmen habe ich auch endlich Alke Müller-
2017 war ein sehr spannendes, bewegtes Jahr für mich, wie ihr an diesem etwas längeren Blogeintrag sehen könnt 🙂 Ich bedanke mich ganz herzlich bei all den wunderbaren Menschen, die ich im Rahmen meiner Arbeit als „Kulturflüsterin“ kennenlernen durfte, bedanken und freue mich auf viele weitere interessante Begegnungen und kulturelle Neuentdeckungen 2018!
2 Antworten auf „Ein Jahr Kulturflüsterei“
Vielen Dank für die Verlinkung und alles Gute im neuen Jahr! Herzliche Grüße, Lena Kettner
[…] Die Kulturflüsterin Lena Kettner über ihr erstes Jahr als Kulturbloggerin: https://kulturfluesterin.com/2017/12/29/ein-jahr-kulturfluesterei/ […]