Weil bald Ostern ist und ich das Theater so sehr liebe – und weil darüber hinaus heute auch noch Internationaler Kinder- und Jugendbuchtag ist: Eine Liebeserklärung an das Bilderbuch Die Theaterhasen!
„Am Stadttheater spielen die Schauspieler jeden Abend das bekannte Stück, in dem
ein Zauberer einen kleinen weißen Hasen aus dem Zylinder zaubert“
Liebes Tagebuch,
am heutigen Internationalen Kinder- und Jugendbuchtag habe ich wieder einmal eines meiner Lieblingsbücher aus Kindertagen zur Hand genommen: 1988 erschien Die Theaterhasen von Luis Murschetz zum ersten Mal im Diogenes Verlag. Das fantasievoll aquarellierte Bilderbuch des 1936 in Wöllan in der Untersteiermark geborenen Autors handelt von einem ganz besonderen Hasenstall inmitten eines großen Theaters. Der Schludrigkeit des Requisitenmeisters ist es zu verdanken, dass sich die Hasen munter in den Gängen unter der Bühne vermehren. Zuvor fristeten sie einzeln und allein in der oberen Etage ein tristes Dasein in viel zu kleinen Käfigen, aus denen ihnen nur während der Abendvorstellung Freigang gewährt wurde. Irgendwann will ein weißer Hase nicht mehr der Belustigung des Publikums dienen und nimmt sein Schicksal selbst in die Hand. Zwölf weitere Hasen machen es ihm nach und befreiten sich aus den Fesseln des Theaterbetriebs.
Von ihrem Versteck unter der Bühne aus gelingt es ihnen nun, jede Vorstellung zu einem Überraschungsei werden zu lassen: Denn weder der Theaterdirektor, noch die Schauspieler können sich erklären, warum plötzlich das Licht während einer Vorstellung an- und ausgeht oder warum Kulissen zu Boden stürzen. Eines Tages ist das Chaos auf der Bühne so perfekt, dass die Vorstellung abgebrochen werden muss und die Schauspieler, die Musiker und der Direktor das Theater für immer verlassen.
Auf der Bühne gibt es fortan Hasenstücke zu sehen, ohne Sprache und Musik. „Gewöhnlich am Nachmittag, weil da das Licht am schönsten durch das kaputte Dach auf die Bühne fällt“.
Aus eigener Kraft haben diese Hasen ihr eigenes, florierendes Kulturunternehmen aufgebaut. Ohne einen dominanten Direktor und ohne Fördergelder, aber mit viel Kreativität und Sinn für Gemeinschaft. Ein Schelm, wer bei dem letzten Bild des Buches an August Everding denkt – schließlich avancierte er 1982 durch seine Ernennung zum Generalintendanten der Bayerischen Staatstheater zu einem der mächtigsten Männer im Münchner Kulturleben.
Der Autor und Illustrator Luis Murschetz lebt seit 1962 in München und zeichnete ab Ende der 1960er Jahre zunächst politische Karikaturen für die Süddeutsche Zeitung und anschließend für DIE ZEIT. Die Moral seiner Hasengeschichte: A bisserl Anarchie schadet nie! Denn oft trägt die daraus entstehende vermeintliche Unordnung sehr produktive Früchte innerhalb einer Kulturinstitution. Ein tröstlicher Gedanken in Zeiten von Corona.
Deine Lena
Die Theaterhasen
Kinderbücher
Hardcover Gebunden
22 × 27,5 cm
32 Seiten
erschienen am 18. Februar 1988
978-3-257-00692-6
€ (D) 9.90