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Allgemein Bühnengeflüster

Ein Galakonzert mit Janine Jansen in London

Großartige Musiker:innen auf der Bühne der Cadogan Hall (v.l.n.r.): Janine Jansen, Pierre Colombet (Quatuor Ébène), So-Ock Kim, Steven Smith (Geschäftsführer J & A Beare), Gabriel Le Magadure (Quatuor Ébène), Alexander Sitkovetsky, Hyung-ki Joo, Denis Kozhukhin, Aleksey Igudesman, Marie Chilemme (Quatuor Ébène), Timothy Ridout, Raphaël Merlin und Kian Soltani

Es war eines der eindrucksvollsten klassischen Konzerte, das ich je besuchen durfte: Am 19. Dezember 2022 fand als krönender Abschluss des ersten Kammermusikfestivals des Instrumentenhändlers J&B Beare in der Londoner Cadogan Hall ein Stradivari-Galakonzert eines herausragenden musikalischen Ensembles unter der Leitung der Geigerin Janin Jansen statt.

Als Janine Jansen zusammen mit dem Quatuor Ébène und dem Pianisten Denis Kozhukhin die ersten Takte von Chaussons Konzert für Violine, Klavier und Streichquartett, op. 21, anstimmte, lag bereits ein besonderer Zauber in der Londoner Cadogan Hall in der Luft. Es sollte ein epochaler Konzertabend werden – einer, an den man sich auch viele Jahre später noch in allen Einzelheiten zurückerinnern wird.

Hier, im Herzen von Chelsea, bekam das Publikum nicht nur Chaussons bedeutendstes, 1892 uraufgeführtes Kammermusikkonzert zu hören, sondern auch Mendelssohns Oktett in Es-Dur, op. 20., bei dem man neben den bereits erwähnten Musiker:innen auch den gefeierten Cellisten Kian Soltani sowie den Bratischsten Timothy Ridout und den Geiger Alexander Sitkovetsky auf der Bühne erleben konnte.

Ein sehr amüsanter Auftritt des Duos Igudesman & Joo, bestehend aus den klassischen Musikern Aleksey Igudesman (Geige, Mitte) und Hyung-ki Joo (am Klavier), die in ihren Shows Comedy-Elemente mit klassischer Musik und Populärkultur verbinden.

Zu verdanken hat das Londoner Publikum dieses Konzert der Extraklasse einem der bedeutendsten Instrumentenhändler weltweit: J & A Beare.

1865 machte sich John Beare mit nicht einmal 20 Jahren als Instrumentenhändler in London selbständig – zu diesem Zeitpunkt war der 30 Jahre ältere William Ebsworth Hill schon mehr als sein halbes Berufsleben lang Geigenbauer.

Schnell stellte sich heraus, dass der junge John Beare ein auf vielen Gebieten sehr aktiver Unternehmer war; er gilt als der erste Großhändler für Musikinstrumente und wagte in den 1880er Jahren sogar eine musikgeschichtlich bedeutende Expedition ins Verlagswesen, als er frühe Werke seines Freundes Edward Elgar publizierte. 1892, fünf Jahre nach der Gründung von W.E. Hill & Sons, folgte auch Beare dem gewachsenen Interesse an antiken Instrumenten und teilte sein Unternehmen in zwei bis heute bestehende Zweige: „Beare & Son“ bezog neue Räume am Londoner Rathbone Place und beschäftigte sich mit dem Handel und dem Bau neuer Instrumente, während sich „Beare, Goodwin & Co.“ in der Wardour Street auf antike Instrumente der Violin-Familie spezialisierte und nach der Jahrhundertwende zu John & Arthur Beare umbenannt wurde.

Beide Unternehmen sollten die Musikwelt auf ihre Weise prägen. Beare & Son, zu Beginn von Johns ältestem Sohn Walter Beare geführt, ist bis heute ein erfolgreiches Handelshaus, das neben Streichinstrumenten ein umfangreiches Sortiment an Materialien und Einzelteilen für Geigenbauer und Restaurateure anbietet.

Auch John & Arthur Beare, das zweite Unternehmen der Beares, etablierte sich rasch und profitierte von dem guten Ruf Arthur Beares, den er sich bei hervorragenden Musikern mit seinen Restaurierungen und Tonreglagen erwarb. Sein Sohn William Arthur Beare wurde bei Marc Laberte in Mirecourt zum Geigenbauer ausgebildet und leitete das Unternehmen ab 1945. 1961 schließlich trat Charles Beare in das Geschäft ein, nach seiner Ausbildung an der Geigenbauschule Mittenwald und bei Rembert Wurlitzer in New York. Charles Beare avancierte zu einem der anerkanntesten Experten für alte Instrumente; dass sich sein Unternehmen über das wechselvolle 20. Jahrhundert hinaus behaupten konnte, ist nicht zuletzt seinem herausragenden Fachwissen zu verdanken.

Und die Veränderungen, die die Welt alter Streichinstrumente in dieser Zeit erfahren hat, sind denkbar radikal: Als Charles Beare seine berufliche Laufbahn begann, konnte sich ein guter Orchestermusiker mit etwas Mühe durchaus eine alte italienische Meistervioline leisten – zum Ende des Jahrtausends waren jene Instrumente zu Spekulationsobjekten geworden und ihre Preise um das 150- bis 200fache gestiegen, wie Charles Beare in einem Interview mit „The Strad“ 1997 feststellte. Wenn sein Unternehmen von dieser Entwicklung auch unleugbar profitierte, beobachtete er doch stets mit Sorge, dass die besten Streichinstrumente der Geschichte für die Musiker der Gegenwart zunehmend unerreichbar wurden. In vielen Fällen half Charles Beare, diesen Graben zu überbrücken, indem er herausragenden Solisten zu außergewöhnlichen Instrumenten-Sponsorings verhalf, darunter große Namen wie Jacqueline du Pré, Nigel Kennedy und Yo-Yo Ma.

1998 begann das jüngste Kapitel in der Geschichte von „Beares“, als sich das Traditionsunternehmen mit dem Londoner Streichinstrumentenhändler „Morris and Smith“ vereinigte, um fortan unter der Marke „J & A Beare“ aufzutreten.

2012 zogen sich Peter und Charles Beare aus dem Unternehmen zurück. Seither konzentrieren sie sich als Beare Violins Ltd auf Expertisen über feine antike Streichinstrumente und sind ihren Kunden gelegentlich bei An- und Verkauf oder der Restaurierung seltener historischer Geigen behilflich. Peter Beare widmet sich unter dem Dach von Beare Violins Ltd. darüber hinaus dem Neubau erstklassiger Instrumente, für die er internationale Auszeichnungen erhalten hat*.

Zusammen mit seiner Frau, der Violinistin So-Ock Kim, gründete der heutige Geschäftsführer von J & A Beare, Steven Smith, 2011 die International Violin Society mit dem Ziel, aufstrebende musikalische Talente durch die Leihgabe alter Meisterinstrumente zu unterstützen. J & B Beare ist übrigens immer auf der Suche nach weiteren Fördermitgliedern – auch aus dem Ausland. Mehr Informationen über die Fördermöglichkeiten erhält man unter: violinsociety@beares.com.

Hier in Deutschland steht interessierten Musikliebhaber:innen und potentiellen Mäzen:innen übrigens nicht nur das Team von J & A Beare in London, sondern auch meine Freundin Christina Kerscher unter christina@beares.com als Ansprechpartnerin zur Verfügung. Seit mehreren Jahren unterstützt Christina – selbst eine gefragte, deutsche Bratschistin und Kammermusikerin – den Head of J & A Beare Europe Josef Kröner in Sachen Vertrieb und Marketing im europäischen Raum. 

Geigen sind übrigens im Gegensatz zu anderen Dingen, in die man investieren kann, ausserordentlich wertstabil. Eine durchschnittliche Investition kann eine Rendite von 3,3% einbringen – wenn man sich jedoch die Zeit nimmt und den Geigenmarkt, die verschiedenen Hersteller und den Zustand der Geige, die man kaufen möchte, zu recherchieren, dann können sogar Renditen von 7% oder darüber erzielt werden.

Liebe Christina, ich danke dir sehr herzlich, dass du meine Teilnahme an diesem einzigartigen Konzert in London möglich gemacht hast! Was für ein phänomenaler Abend in der Cadogan Hall, an dem sich die musikalische Energie im Raum auf eine einzigartige Art und Weise auf die Zuhörer:innen übertrug. 


Mehr Informationen zu J & A Beare: 
https://www.beares.com/

* Quelle: https://www.corilon.com/bibliothek/experten/j-a-beare-und-beares-expertise-im-wandel-der-zeiten

 

 

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