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Gespräch aus der Hörspielwerkstatt #7 mit Friederike Wigger

Friederike Wigger ©Christine Fenzl

Mein vorerst letztes Interview im Rahmen der Reihe „Gespräche aus der Hörspielwerkstatt“ der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste, bevor ich mich in den kommenden Monaten ganz der Vorbereitung zweier Festivals der Akademie widmen werden: Mit der Hörspiel-Regisseurin Friederike kam ich vor einigen Wochen ins Gespräch über das Hörspiel des Monats Juli 2022, „Campo“ von Laura Uribe.

Also ich kurz vor meinem Gespräch mit Friederike Wigger das Wort „Mexiko“ in mein Google-Suchfeld eingab, erschien als erster Treffen ein Artikel der Schweizer Tageszeitung Tagesspiegel über einen Sommerkurs der etwas anderen Art in der mexikanischen Stadt Fresnillo: Dort üben bereits Grundschülerinnen und Grundschüler in einem Sommerkurs, wie man sich am besten verhält, wenn die Mafia ihr Schulgebäude einnimmt und um sich schießt.

So bewusst mir der Einfluss des mexikanischen Drogenkriegs auf die Gesellschaft in dem zentralamerikanischen Land stets war, so wenig greifbar war dieser Krieg für mich, bis ich im Juli Laura Uribes Hörspiel „Campo“ in Deutschlandfunk Kultur hörte. Die mexikanische Performance-Künstlerin und Autorin gibt darin denjenigen Frauen eine Stimme, die sich allein mit Hacke und Spaten und unter Einsatz ihres eigenen Lebens auf die Spuren nach ihren verschwundenen, entführten, zu Tode gefolterten und schließlich ermordeten Angehörigen geben: Der Gruppe der „Las Rastreadoras“ – so nennt man die Spurensucherinnen, die das Vertrauen in die Polizei und die Justiz in ihrem von Korruption geprägten Land längst verloren haben. 

Gespräch aus der Hörspielwerkstatt #7 2022 by Akademie d. darst. Künste

Mehr als 70.000 Menschen wurden bisher in Mexiko Opfer menschenverachtender Kriminalität geworden – vor allem durch die Mitglieder konkurrierender Drogenkartelle. Laura Uribe hat für ihr Theaterstück, aus dem das Hörspiel „Campo“ entstand, an Suchaktionen teilgenommen und mit Hinterbliebenen, Polizistinnen und Rechtsmedizinerinnen gesprochen.

Uribes dokumentarisches Hörspiel, dessen Titel so viel bedeutet wie „Gelände“ oder „Land“, aber auch „Schlachtfeld“ oder „Acker – bewegt einen so sehr, dass man immer wieder Pausen beim Zuhören einlegen muss, um die Geschichten der Las Rastreadoras verarbeiten zu können.

Der Feature-Autorin Friederike Wigger, die Laura Uribes Hörspiel in der Übersetzung von Franziska Muche für den Deutschlandfunk bearbeitete, ist mit „Campo“ ein fulminantes Debüt als Hörspiel-Regisseurin gelungen. Geboren 1965 in Westberlin, studierte Wigger Literaturwissenschaft und Slawistik. Anschließend begann sie als Regieassistentin beim Sender Freies Berlin und später beim Deutschlandradio in den Bereichen Feature und Hörspiel zu arbeiten. Seit über 20
Jahren inszeniert sie verschiedenste Radioformate für Erwachsene und Kinder.

Auf „Campo“ stieß Friederike Wigger dank der Hörspiel-Redakteurin Barbara Gerland, die ihr diesen herausfordernden Text für ihr Debüt im Bereich Hörspielregie anvertraute.

Liebe Frau Wigger: Ganz herzlichen Dank für dieses spannende Gespräch über ein Hörspiel, das mir sehr im Gedächtnis geblieben ist!


Mehr Informationen zu „Campo“ findet ihr hier: https://www.hoerspielundfeature.de/campo-100.html

Auf der Deutschlandfunk-Website könnt ihr „Campo“ auch nachhören.

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