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Inselgeflüster: Eine Woche auf Madeira

Anfang Oktober habe ich zusammen mit vier Freundinnen die Insel Madeira erkundet – ein Rückblick auf eine sehr intensive und gleichzeitig erholsame Wanderwoche…

Fünf Frauen gemeinsam auf Reisen: Das mag für den ein oder anderen erst einmal nach Stress, vielen Diskussionen und wenig Erholung erklingen. Nicht so bei Petra, Silva, Viktoria, Lisa und mir. Kennengelernt haben wir uns im September 2017 bei einer gemeinsamen Gruppenreise mit Marco Polo durch Armenien und Georgien. Unterschiedlicher könnten unsere Lebenssituationen und Interessen kaum sein – aber wir spürten vom ersten Tag in Armenien an eine sehr enge Verbundenheit untereinander. Denn uns eint eine große Reiseleidenschaft, unserer Neugierde sowie die Fähigkeit, offen und tolerant auf andere Menschen zuzugehen.

Von links nach rechts: Viktoria (hinten), Lisa (vorne), meine Wenigkeit, Petra und Silva

Da wir alle in verschiedenen Teilen Deutschlands leben und arbeiten, ist ein gemeinsamer Urlaub die perfekte Gelegenheit, sich endlich wieder länger am Stück zu sehen. Welch ein Glück, dass wir mit Lisa die beste Reiseplanerin überhaupt mit an Bord hatten! Es mag zwar laut ihrer eigenen Aussage einige Orte auf dieser Welt geben, an dem sie noch nicht war – aber Lisas bisherige „Reisevita“ ist selbst für Vielgereiste wie mich absolut beeindruckend. Für sie muss ein Urlaub nicht teuer und luxuriös sein, sondern ihr vor allem die Möglichkeit bieten, so viel wie möglich in einem Land entdecken zu können.

Unsere Rundreise durch Madeira begann auf der östlichsten Halbinsel Ponta de São Lourenço mit einer sehr schönen, 7km umfassenden Wanderung zum Cais do Sardinha, dem sogenannten Sardinenkai. Wenn man der ER-109 Richtung Osten bis zum Ende folgt, kann man sein Auto direkt auf dem Parkplatz bei der Baia de Abra parken. 1982 wurde das Gebiet rund um die Ponta de São Lourenço zum Naturreservat erklärt. Die dortige Vegetation ist aufgrund der zahlreichen endemischen Pflanzen sehr charakteristisch und einmalig innerhalb des Gebiets der Makronesischen Inseln, zu denen neben Madeira die Azoren, die Kapverdischen Inseln, die Selvagens- und die Kanarischen Inseln zählen. Neben der üppigen Vegetation findet man in diesem Naturreservat auch viele Vogelarten and sogar einige Seelöwen.

In der Ferne konnten wir die Casa Sardinha, einen Stützpunkt der Naturparkverwaltung und der Fischzucht, sehen. Ein wunderschöner Aussichtspunkt entlang des Weges folgte auf den nächsten: Das Farbenspiel zwischen dem azurblauen Meer und den Braun- und Rottönen der wüstenartig anmutenden Felswände ließ uns immer wieder minutenlang staunend verweilen. Es wehte eine leichte Brise an diesem bewölkten Tag – ich wünschte mir zwar etwas mehr Sonne, war aber nach den schwül-heißen, kaum erträglichen Sommermonaten in Deutschland war ich froh um ein Klima, das mich im wörtlichen Sinne aufatmen ließ. Schon am ersten Tag meiner Madeira-Reise verstand ich sehr gut, warum sich die österreichische Kaiserin Sisi während ihrer Aufenthalte auf der Insel in den Jahren 1860 und von Ende 1893 bis Anfang 1894 hier so gut erholen konnte. Sie war übrigens nicht die einzige Angehörige der österreichischen Krone, die es nach Madeira zog. Kaiser Karl I. zog sich ab 1921 hierher zurück, nachdem er in Folge des 1. Weltkrieges in seinem Heimatland abgedankt hatte. Er starb ein Jahr darauf und wurde in der Kirche „Nossa Senhora do Monte“ beigesetzt.

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An der Casa do Sardinha teilte sich der Pfad. In dem Haus der Parkwächter des Schutzgebiets ist seit 2010 ein interessantes Besucherzentrum untergebracht. Es gibt ein kleines Angebot an Speisen und Getränken, das jedoch aufgrund der hohen Preise nicht zu empfehlen ist. Wir zogen ein Picknick an einem der Aussichtspunkte entlang des Weges vor. Neben dem Rastplatz befindet sich ein Bootsanleger, an dem eine Betontreppe ins Meer führt. Zum Baden war es an diesem Tag leider zu kalt – aber diese bei Touristen beliebte Wanderung auf Madeira lohnt sich auch ohne einen Gang ins Meer sehr!

Wir stellten schnell fest, dass der Oktober ein idealer Reisemonat für diese Insel ist. Nur noch wenigen Touristen begegneten wir auf Madeira, wo die Monate April bis Oktober als Hauptreisezeit gelten. Das gemäßigte, milde Klima auf der Insel empfand ich als hitzeempfindlicher Mensch als äußerst angenehm. Nur einmal regnete es kurz während unseres Urlaubs, ansonsten herrschten hier täglich Temperaturen zwischen 21 und 25°C. Die Wassertemperatur des Atlantischen Ozeans war zwar mit durchschnittlich 18 bis 22°C relativ frisch – aber der wunderschöne Anblick des Meeres lockte mich fast jeden Tag mindestens einmal ins Wasser.

Das Archipel von Madeira beziehungsweise die Insel von Porto Santo wurde 1418 von Seefahrern entdeckt, die nach einem Sturm auf hoher See, bei dem ihr Schiff von der Route zur afrikanischen Küste abkam, auf dieses schöne Fleckchen Erde stießen. Als nach Tagen auf hoher See die kleine Insel vor ihren Augen auftauchte, nannten sie sie „Porto Seguro“ (Sicherer Hafen) und „Porto Santo“ (Heiliger Hafen), da sie die Schiffsbesatzung vor einem schrecklichen Schicksal bewahrte.

Ein Jahr nach der Entdeckung von Porto Santo erreichten die Seefahrer 1419 die Insel Madeira. Ihren Namen – „Madeira“ ist das portugiesische Wort für Holz – verdankt die Insel aller Wahrscheinlichkeit nach einem Seefahrer, der diese Insel wegen des Überflusses an diesem Rohstoff „Ilha da Madeira” nannte. Um das Jahr 1425 begann anschließend auf Anordnung des Königs D. João I. die Besiedlung der Insel. Um die Mindestbedingungen für die Entwicklung der Landwirtschaft auf der Insel herzustellen, mussten ein Teil des des dichten Waldes abgeholzt und zahlreiche Wasserkanäle, die sogenannten Levadas, errichtet werden, um das an der Nordseite der Insel reichlich vorhandene Wasser zur Südseite der Insel zu transportieren. Heute gehört die 951 km südwestlich von Lissabon und 737 km westlich der marokkanischen Küste im Atlantischen Ozean gelegene portugiesische Insel zusammen mit der Insel Porto Santo und der unbewohnten kleineren Inselgruppe Ilhas Desertas zur Inselgruppe Madeira und bildet gemeinsam mit der ebenfalls unbewohnten Ilhas Selvagens die Autonome Region Madeira.

Wer nach Madeira reist, sollte wie unsere kleine Reisegruppe das Wandern lieben. Denn feine Sandstrände oder ein aufregendes Nachtleben sucht man hier vergeblich. Für unsere erste Übernachtung hatte uns Lisa eine sehr günstige Ferienwohnung in Santana im Nordosten von Madeira herausgesucht. Die Besitzerin eröffnete uns gleich bei der Ankunft, dass sie uns kostenfrei auf ihre Ferienwohnung mit drei Schlafzimmern und zwei Badezimmern umgebucht hat, weil fünf Frauen und ein Badezimmer ihr etwas kritisch vorkamen :). Wir hatten die voll ausgestattete Wohnung mit dem Rundum-Bergblick so sehr lieb gewonnen, dass wir sie an unserem ersten Abend einem Restaurantbesuch vorgezogen. Das Frühstück für ihre Gäste bereitet Maria übrigens selbst zu – es lohnt sich auf Madeira auf jeden Fall, nicht die gesamte Zeit über in der Hauptstadt Funchal zu bleiben, sondern in Sachen Übernachtung mehrere Orte auf der Insel während der Reise anzusteuern.

AL – Perola Dourada Ferienwohnung 
Estrada Padre Agostinho
João Cardoso nº109
9230-116 Santana, Portugal

Günstiger als auf Madeira habe ich selten Urlaub gemacht. Das liegt zum einen daran, dass wir uns zu fünft die Kosten für einen Mietwagen teilten und es auf Madeira kaum größere Distanzen zu bewältigen gibt. Allerdings sollte man wie wir in Lisa einen Serpentinen-kundigen und -freudigen Fahrer an seiner Seite wissen. Denn was als Insel Madeira aus dem Meer ragt, ist im eigentlichen Sinne gar keine Insel, sondern der Gipfel eines der höchsten Vulkane der Welt. Die erste Phase der vulkanischen Aktivität begann vor etwa 18 Millionen Jahren und endete vor etwa 3 Millionen Jahren. In der zweiten Phase der vulkanischen Aktivität, die vor etwa 740.000 Jahren endete, vergrößerten Lavaauswürfe und sogenannte pyroklastische Sedimente – also mehr oder weniger feste Gesteine, die sich im Falle von explosiven vulkanischen Eruptionen als Folge von Feststoff-Gas-Dispersionen bilden können – den Inselumfang vor allem am südlichen, westlichen und südöstlichen Rand. Die letzte vulkanisch aktive Phase auf der Insel begann vor etwa 500.000 Jahren.

Der Flug nach Madeira war aufgrund meiner späten Buchung mit rund 400€ der teuerste Kostenpunkt der gesamten Reise. Wer aber vor Ort nicht dauerhaft in der teuren Hauptstadt Funchal verweilt, sondern wie wir jeden zweiten Tag an einem anderen Ort schläft, erlebt nicht nur mehr Facetten der Insel, sondern kommt auch in den Genuss günstiger Restaurants und günstige Preise für Lebensmittel und leckeres Obst aus der Region. Und er oder sie hat darüber hinaus die Gelegenheit, wie wir auch frühmorgens oder spätabends im Meer schwimmen zu gehen. Zum Beispiel in dem Ort Porto Moniz im Westen der Insel, wo wir zwei Tage verbrachten. Die Hauptattraktion des Dorfes sind seine beiden natürlichen Meeresschwimmbecken, die von Felsformationen aus Lavastein eingerahmt und von der Flut mit kristallklarem Wasser gefüllt werden. Das Schwimmbad direkt unterhalb unseres Hotels kostet nur 1,50€ Eintritt, ein paar Meter davon entfernt befindet sich das Naturschwimmbecken am Restaurant Cachalote, in dem man sogar kostenlos schwimmen kann.

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Wer das kühle Nass doch lieber von sicherer Entfernung aus betrachten möchte, dem sei abends ein Besuch im Sea View Restaurante empfohlen. Hier gibt es sowohl leckere Fisch- als auch Fleischgerichte und vegetarische Speisen.

Noch vor einigen Jahren habe ich meine Mutter für verrückt gehalten, wenn sie im Urlaub bei jeder Gelegenheit Blumen fotografiert oder deren Samen mit nach Hause genommen hat, um sie im eigenen Garten einzupflanzen. Mittlerweile sorget meine eigene Blumenmanie für einige Belustigung, wenn ich auf Reisen bin. So auch auf Madeira, wo mich die Farbenpracht und die Vielfalt der einheimischen Pflanzen schier überwältigte. Hier eine kleine Auswahl dessen, was euch erwartet, wenn ihr einfach nur des Weges entlang spaziert:

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Nach unserem Aufenthalt in Porto Moniz ging es weiter nach Ponta do Sol im Süden der Insel, wo wir am Strand im sehr schönen Hotel Hotel da Vila übernachteten. Direkt am Wasser zu sitzen und den Sonnenuntergang abends bei einem Glas Wein zu genießen – einfach nur herrlich!

Von hier aus unternahmen wir eine Wanderung, die zu meinen absoluten Highlights der einwöchigen Madeira-Reise zählt! Oberhalb der Ponta do Sol an der Quinta „Solar dos Esmeraldas“, einem der ältesten Herrenhäuser Madeiras, beginnt die Levada do Moinho („Mühlenlevada“) an der wir in das Tal der Ribeira da Ponta do Sol hineingewandert sind. Wir spazierten vorbei an kleinen Terrassenfeldern, auf denen Süßkartoffeln, Bohnen und Bananen angebaut werden. Die Ausblicke auf das Meer und in das Tal mit seinem Flußlauf waren absolut spektakulär! Nach knapp 5 km stiegen wir einen Treppenweg hinauf zur felsigeren Levada Nova, die sich talauswärts am Hang entlang schlängelte. In einem Talkessel, in dem die Levada wie eine Galerie in den Felsen geschlagen ist, donnerte ein Wasserfall, unter dem man hindurchgehen konnte. Einige Meter weiter erreichten wir einen 200m langen Tunnel, hinter dem die Levada in die Felswand geschlagen worden ist. Über Felsgalerien führte sie uns weiter talauswärts, wo wir einen weiteren Wasserfall auf einer Brücke überquerten. Schwindelfrei sollte man durchaus sein, wenn man diese Wanderung unternimmt: Irgendwann nämlich fehlte das Geländer zum Anhalten. Ich machte lieber ein paar Fotos weniger, als sonst, um mich voll und ganz auf den Weg zu konzentrieren.

Am Ende unserer Reise ging es für zwei Tage in die Hauptstadt Funchal, mit der sich meine vier Mitreisenden und ich uns nicht recht anfreunden konnten. Als zu anstrengend und zu touristisch haben wir die 112.000 Einwohner zählende Stadt empfunden. Aber rund eine halbe Stunde bergaufwärts vom Stadtzentrum entfernt hatte Lisa eine Quinta für unsere letzten beiden Nächte auf der Insel gefunden, die unsere Erwartungen bei weitem übertraf. Das Bed & Breakfast Quinta das Malvas bietet Unterkünfte in einem der herrlichsten Anwesen von Funchal. Das historische Haus und eine kleine Quinta (Landgut) innerhalb einer größeren Quinta stammen aus dem 19. Jahrhundert. 2004 wurde das wunderschöne Anwesen renoviert – nicht nur wegen dem Ausblick auf Funchal lohnt sich die Übernachtung hier oben.

Quinta das Malvas
Rua de levada de Santa Luzia 124
9050-057 Funchal

https://www.quintasantaluzia.com/

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Und hier noch ein paar Impressionen aus der Hauptstadt Funchal:

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Mein absoluter Lieblingsort in der Hauptstadt von Madeira: Die Mercearia D. Mécia in der Rua dos Aranhas, n. 26. Eine Oase der Ruhe inmitten des städtischen Trubels – mit großartigem Essen und Kaffee!

Das waren die für mich wichtigsten Stationen unserer Madeira-Reise Anfang Oktober. Wer wie ich im Urlaub zur Ruhe kommen und Kraft tanken möchte, ist auf dieser Insel an der absolut richtigen Stelle. Die täglichen Wanderungen, das gute Essen und die intensiven Gespräche mit meinen Reisebegleiterinnen haben diesen Urlaub zu etwas ganz besonderem für mich gemacht. Dass aus Urlaubsbekanntschaften Freundschaften werden, ist in unserer schnelllebigen Zeit eher selten. Ich bin froh, dass es uns fünf gelungen ist, den Kontakt über die Zeit in Armenien und Georgien hinaus zu halten und ihn durch die gemeinsame Woche auf Madeira wieder zu intensivieren. Liebe Lisa, ich danke dir noch einmal ganz herzlich für die Organisation dieser Reise und hoffe, dass wir im kommenden Jahr einen anderen schönen Ort dieser Welt zusammen entdecken können!


Mehr Infos über die Insel Madeira findet ihr unter:

http://www.visitmadeira.pt/de-de

2 Antworten auf „Inselgeflüster: Eine Woche auf Madeira“

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