
2001 wurde in München der Grundstein für seine Schauspielkarriere gelegt: Im Alter von 16 Jahren brach Camill Jammal damals die Schule ab und begann sein Studium an der Otto-Falckenberg-Schule. Nun ist er zurückgekehrt in die bayerische Landeshauptstadt, wo man ihn seit Oktober 2019 als festes Ensemblemitglied auf der Bühne des Residenztheaters erleben kann. Ein Interview über Wohnalbträume im Hochbett-Zimmer, die Liebe zur Musik, das Gemeinschaftsgefühl am Theater und schauspielerische Visionen.
„Die Zeit, sie dehnt sich wie Kaugummi, sie geht nicht vorbei. Ich wär gern an nem andren Ort – und Sport ist immer noch Mord“.
Viel Zeit für Müßiggang hat Camill Jammal derzeit nicht. Denn im Gegensatz zu seinem Alter Ego in dem sehr amüsanten „Tagebuch eines geschlossenen Theaters“-Beitrag des Residenztheaters kann sich der Schauspieler gerade vor Arbeit kaum retten. In den vergangenen Wochen konzipierte und drehte er unter anderem mehrere Beiträge für die „Tagebuch eines geschlossenen Theaters“-Videoreihe des Residenztheaters, komponierte die Musik für die „Gullivers Reisen“-Episoden des Formats „Resi liest vor“, erfreute bereits mit über 10 Zuschauerinnen und Zuschauern im Rahmen der Initiative „Resi ruft an“ mit seinen literarischen und musikalischen Beiträgen und entwickelte gemeinsam mit der Regisseurin Anne Lenk die Idee zu der fünfteiligen Webserie zeitfüreinander, bei der sich 10 Schauspieler fünf Tage hintereinander online in kurzen, improvisierten Speed-Datings begegneten.
Es scheint, als habe der Beginn der Coronakrise eine wahre Kreativitätsexplosion in dem 34-jährigen Ensemblemitglied des Residenztheaters ausgelöst. „Man darf einfach nicht so weit in die Zukunft blicken im Moment“, sagt Camill, als wir uns an einem Samstagabend sehr spontan zu einem Telefoninterview verabreden. Er erzählt mir sehr begeistert von den beiden Telefonaten, die er gerade für das Format „Resi ruft an“ geführt hat. Am Telefon sprechen die Ensemblemitglieder des Residenztheaters Monologe, Szenen oder Monodramen für den jeweiligen Zuhörer – es gibt momentan wohl kaum eine schönere Form, um in den Zeiten des Corona-Lockdowns als Theatergänger persönlich mit einem Schauspieler oder einer Schauspielerin in Kontakt zu treten: „Ich hatte heute Abend eine junge Theaterpädagogin an der anderen Leitung, die gerade nach Würzburg gezogen ist. Nun sitzt sie in einer fremden Stadt fest und kann dort nicht arbeiten“, sagt Camill. Er berichtet mir auch noch von einem anderen Gespräch mit einer Dame aus Frankfurt, die glücklicherweise in derselben Straße lebt wie eine Redakteurin des Hessischen Rundfunks. „Sie hat alle Musiker, die in dieser Straße leben, ausfindig gemacht – nun können sich die Bewohner in den Häusern und Wohnungen um sie herum jeden Tag ein Lied von ihnen wünschen, das um 19:15 Uhr live für sie gespielt wird. Was für eine wunderbare Idee!“
Es könnte keinen geeigneteren Vornamen für einen Schauspieler, für den Theater vor allem Gemeinschaft bedeutet, geben, als den von dem arabischen Adjektiv كامل / kāmil abgeleiteten Namen Camill: „Vollkommen“ und „anständig“ sind zwei Beschreibungen, die man sofort mit dem Sohn eines palästinensischen Vaters in Verbindung bringt. Dass Camill Jammal ein großer Teamplayer ist, durfte ich vor einigen Wochen selbst erfahren, als er mir Anfang April dabei half, das erste digitale Wohnzimmergespräch der Freunde des Residenztheaters auf Zoom zu organisieren. Dabei war es bis zu diesem Zeitpunkt noch nie zu einer persönlichen Begegnung mit Camill gekommen. Seit dem Beginn der Intendanz von Andreas Beck im Oktober 2019 hatte ich ihn in Kassandra/ Prometheus. Recht auf Welt und in Olympiapark in the Dark auf der Bühne im Marstall des Residenztheaters erlebt.
Nachdem Camill Jammal seine Kindheit und Jugend in Heidelberg verbracht hatte, begann er 2001 im Alter von nur 16 Jahren seine Schauspielausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Bereits hier komponierte Camill, der professionell Klavier und Gitarre sowie Saxophon, Klarinette und Cello spielt, die Musik für verschiedene Theaterinszenierungen. Sein ersten beiden Festengagements führten den Schauspieler 2006 an das Theater der Landeshauptstadt Magdeburg und 2009 an das Staatstheater Hannover. Ab 2014 war Camill Jammal als freier Schauspieler unter anderem als Gast auf der Bühne des Thalia Theater in Hamburg zu erleben. Seine Filmkarriere hatte bereits einige Jahre zuvor an Fahrt gewonnen: 2010 stand er für den Kinofilm Juli August von Regisseur Marco Storman vor der Kamera, 2015 übernahm er für die ARD eine Episodenhauptrolle in Der Tel-Aviv Krimi: Tod in Berlin unter der Regie von Matthias Tiefenbacher, der ihn auch 2016 für den ARD-Spielfilm Mutter reicht’s jetzt besetzte.
Mit dem Beginn der Spielzeit 2015/16 wechselte Camill Jammal wieder in ein Festengagement und wurde Ensemblemitglied am Deutschen Theater Berlin.
2019 kehrte er zurück nach München, wo es ihm derzeit im Home Office in seiner Wohnung nahe Giesing mit sehr viel Herzblut und Energie gelingt, den Zauber und die Magie des analogen Theatererlebnisses für die Zuschauer in den digitalen Raum zu übertragen. Hört man die Musik zu „Gullivers Reisen“, fühlt man sich sofort an die furiosen Solo-Abende im Marstall-Café in den vergangenen Monaten zurückerinnert – dort präsentierte sich jeweils ein Ensemblemitglied mit einem eigenen Projekt vor dem Residenztheater-Publikum. Sieht man sich die Folgen der von Camill Jammal und Anne Lenk konzipierten Webserie zeitfuereinander an, hat man den Eindruck, als säße man an einem Tisch mit den Protagonisten der fünfminütigen virtuellen Dating-Runden – so nah fühlt man sich dem zwischen theatralen Gefühlsausbrüchen und gnadenloser Direktheit changierendem Figurenpersonal auf dieser virtuellen Bühne der Liebe, der Selbstdarstellung und der Eitelkeiten. Auch dieses Projekt ist ganz im Sinne von Camill Jammal wieder in Teamarbeit entstanden: Mit dem Residenztheater, dem Schauspiel Hannover, dem Düsseldorfer Schauspielhaus, dem Staatstheater Nürnberg und dem Deutschen Theater Berlin beteiligten sich fünf deutsche Theater an der Entstehung einer Serie, deren einzelne Folgen von 1. – 05. Mai auf Youtube live gingen.
Es ist ein Samstagabend im April 2020 um kurz nach 19 Uhr, als mein Telefoninterview mit Camill Jammal beginnt.
München war 2001 die erste Station auf dem Weg in eine erfolgreiche Theaterkarriere: Mit nur 16 Jahren hast du damals dein Studium an der Otto-Falckenberg-Schule begonnen. Wie hast du die Stadt damals wahrgenommen?
Das frage ich mich heute ganz oft, nachdem ich nun schon seit einigen Monaten wieder in dieser Stadt lebe. Die Zeit an der Schauspielschule habe ich zu einem Großteil ausgeblendet, weil ich sie nicht in besonders guter Erinnerung habe. Ich war einfach viel zu jung mit meinen 16 Jahren. Daher habe ich auch nur sehr vage Erinnerungen an München und da auch nur an gewisse Teile der Stadt, die ich heute völlig anders wahrnehme.
Welche Orte sind das zum Beispiel?
Unter anderem der Leonrodplatz, wo die Otto-Falckenberg-Schule zu meiner Studienzeit ihren Sitz hatte und wo ich im Sommer vor dem Beginn der Intendanz von Andreas Beck einen Film gedreht habe. Und an meine alte Wohnung in der Humboldtstraße.
Die erste eigene Wohnung: Der Traum eines jeden Teenagers!
Ja, wenn man nicht zur Untermiete bei einem jungen Pärchen wohnt, das aus Sperrholz-Wänden ein winziges Kabuff in ihren vier Wänden errichtet hat. 6m² Wohnfläche, ein Hochbett – das war meine Welt. Alle meine Sachen mussten unter dem Bett Platz finden. Es gab kein Fenster, nur eine Plexiglasscheibe oben am Kopfende. 600€ hab ich für dieses „Zimmer“ gezahlt.
Und bestimmt hast du deiner Mutter jeden Tag am Telefon erzählt, dass alles total schön ist in München.
Genau so war’s (lacht).
Über dieses Wohnerlebnis der besonderen Art könnte man sofort einen Film drehen.
Im Rahmen unseres Abschlussprojekts mit dem Künstler Georgette Dee an der Otto-Falckenberg-Schule habe ich diese Episode aus meiner Anfangszeit in München tatsächlich in einem Chanson verarbeitet.
Du warst quasi der Joachim Meyerhoff der 2000er Jahre – mal abgesehen von den fehlenden Großeltern.
Und ohne Nymphenburg und Alkohol (lacht)!
Ich stelle es mir sehr spannend vor, mit 16 Jahren bereits einen Vorgeschmack vom Erwachsenendasein bekommen zu dürfen.
Durchaus (lacht). Man kann sich aber zum Beispiel mit 16 Jahren nicht durch den Einlassdienst in den Kammerspielen etwas Geld dazu verdienen. Ich würde definitiv niemanden empfehlen, so früh auf eine Schauspielschule zu gehen, wie ich es getan habe.
Selbst wenn er oder sie das Talent dazu hat?
Auch dann nicht. Wenn ich das so sage, geht es mir dabei vor allem um die persönliche Reife eines jungen Menschen. Als mir zum Beispiel meine Körpertrainer an der Schauspielschule sagten: „Fühl doch mal deinen Körper“, war ich erst einmal ratlos und wusste nicht, wovon sie genau sprachen. Eine der größten Schwierigkeiten aber sehe ich darin, dass die Kommilitonen an der Schauspielschule um einiges älter sind, als man selbst, während man die gleichaltrigen Freunde in der Heimat für das neue Leben zurückgelassen hat. Mit meiner Studienzeit verbinde ich daher vor allem eine große Einsamkeit.
Du bist seit einigen Monaten selbst Dozent an deiner ehemaligen Schauspielschule. Wie nimmst du die Studierenden von heute wahr?
Wir waren zu meiner Studienzeit um einiges zurückhaltender. Das hängt eventuell damit zusammen, dass es heute viel leichter ist, zu drehen. Für uns stand damals fest: Entweder Film und Fernsehen oder Theater. Einerseits bewundere ich die Studenten für ihr Selbstbewusstsein, dass sie mit ihren 20 Jahren bereits an den Tag legen – andererseits bin ich mir unsicher, ob diese breit geschwellte Brust in jungen Jahren wirklich von Vorteil ist.
Wie steht es heute im Gegensatz zu damals um dein eigenes Selbstbewusstsein?
Ich bin mir selbst sehr bewusst, wie es das Wort besagt. Das bedeutet für mich jedoch nicht, dass ich zur Selbstüberschätzung neige. Und Selbstzweifel sind ein ständiger Begleiter.
Nach dem Abschluss deines Schauspielstudiums 2004 hast du erst einmal eine Pause eingelegt, bevor es für dich in dein erstes Festengagement ans Theater Magdeburg ging. Würdest du jedem jungen Schauspieler eine solche Zeit des Innehaltens nach den intensiven Ausbildungsjahren wünschen?
Das ist schwer zu sagen, weil es so verschiedene Arten und Weisen gibt, diesen Beruf zu leben. Ich hatte 2004 das Gefühl, meine verpasste Jugend nachholen zu müssen. Daher sagte ich zwei große Theaterengagements und zwei Film-Hauptrollen ab und zog wieder zurück zu meinem Vater nach Heidelberg. Als ich 2006 anfing, zu arbeiten, hatte ich ab diesem Zeitpunkt an unglaubliches Glück und bin auf meinem Weg auf viele tolle Menschen gestoßen.
Spielte die Musik schon während deines Studiums eine große Rolle in deinem Leben?
Die Begeisterung für Musik war immer da. Musik und Schauspiel gehören für mich ganz klar zusammen.
Wie kamst du dazu, in erster Linie Theatermusik zu komponieren?
Das hat sich wie vieles in meinem Leben zufällig ergeben. Ich habe immer schon gerne Musik gemacht, hatte aber nie einen bestimmten Plan, wo es musikalisch für mich hingehen sollte. Während meines Studiums musste plötzlich etwas für den Monolog einer Dozentin oder für die Inszenierungen der Regiestudenten komponiert werden – so fand mein erster Kontakt mit der Theatermusik statt.
Hast du schon einmal mit dem Gedanken gespielt, die Musik für die Schauspielerei aufzugeben?
Ja, ganz kurz. Aber ich könnte mich nie für die eine oder die andere Kunstform entscheiden.
Wo gab es diese Momente im Schauspiel, die dich davon überzeugt haben, dich nicht ausschließlich der Musik zu widmen?
Die gibt und gab es immer wieder. In der Nacht, bevor ich mein Erstengagement am Theater Magdeburg begonnen habe, träumte ich von der Bühne dort – ein Erlebnis, das sich bei mir eingeprägt hat. Heute gibt es während einer Vorstellung immer wieder Momente, in denen ich spüre, warum ich meinen Beruf so liebe. Es hat etwas Magisches an sich, wenn man als Ensemble an einem Theaterabend mit seinem Publikum zu einer Einheit verschmilzt. Dann gibt es auch diese wunderbaren Momente auf der Bühne, in denen man sich als Schauspieler total verliert. An manchen Abend gelingt es einem das vielleicht nur für eine Millisekunde – aber diese kurze Zeit ist unglaublich wertvoll und euphorisierend.
Wie kaum einem anderen Regisseur gelingt es Thom Luz in seinen Inszenierungen, sich gemeinsam mit dem Ensemble und den Zuschauer auf eine Art musiktheatralische Entdeckungstour zu begeben. Ist der akustische Spaziergang „Olympiapark in the Dark“, in dem man dich seit Oktober 2020 im Marstall des Residenztheaters auf der Bühne erleben kann, für dich so etwas wie die Idealform von Theater?
Ich liebe diesen Abend und Thom Luz war unter anderem ein entscheidender Grund für meinen Wechsel ans Residenztheater. Wir sind bei „Olympiapark in the Dark“ ein großer Klangkörper, was ich als Statement zu Beginn einer Intendanz sehr schön und wichtig fand. Aber für mich gibt es viel mehr Formen, Theater zu denken und zu spielen, als diese sehr spezielle Inszenierung. Zum Beispiel diejenigen Abende, in denen ich mich als Einzelspieler stärker auf der Bühne verausgaben muss, weil ich den Zuschauer spüren lassen möchte, wie sich die Beziehung meiner Figur zu den anderen Figuren entwickelt.
Welche Fähigkeiten muss ein Regisseur deiner Meinung nach haben, um bei den Proben aus einem heterogenen Ensemble ein Schauspielorchester zu formen?
Er muss vor allem wissen, was er erzählen will. Der Inhalt sollte die Form bestimmen, nicht umgekehrt. Wichtig finde ich auch, dass ein Regisseur andere Menschen gerne beobachtet und beschreibt. Meiner Erfahrung nach sind die interessantesten Regisseure diejenigen, die sowohl auf der Bühne, als auch im Privatleben sehr gute Geschichtenerzähler sind.
Wie wichtig ist der Ensemblegedanke als Leitmotiv für die Erarbeitung einer Inszenierung?
Ich finde ihn weniger wichtiger als die Tatsache, dass jeder Schauspieler in einem Ensemble die Möglichkeit bekommt, sein Können an unterschiedlichen Abenden in unterschiedlich großen Rollen unter Beweis zu stellen.
Seit dem Erstengagement am Theater Magdeburg hast du dich beruflich immer wieder für mehrere Jahre an einem Haus verpflichtet. Was schätzt du abgesehen von der ökonomischen Sicherheit an einem Festengagement?
Die Gemeinschaft und im besten Fall den gemeinsamen künstlerischen Gedanken, der allerdings Zeit zum Reifen braucht. Mein Theater-Ideal wäre auf Dauer gesehen ein Kollektiv, das nicht nur aus Schauspielern, sondern auch aus Mitarbeitern anderer Theatergewerke besteht. Eine Theaterfamilie, die größtenteils ohne Hierarchien auskommt und die frei ist von der Verpflichtung, einen großen Apparat im Hintergrund am Laufen zu halten.
Welche Kraft und Energie aus einer starken Theatergemeinschaft erwachsen kann, zeigt sich gerade am Residenztheater, wo ihr Schauspieler Unglaubliches leistet, um mit eurem Publikum während der Coronakrise in Verbindung zu bleiben.
Mich bewegen vor allem die Gespräche, die ich bereits im Rahmen der Reihe „Resi ruft an“ führen durfte. Diese Anrufe haben nicht nur für die jeweiligen Zuhörer, sondern auch für uns Schauspieler etwas sehr Beglückendes. Eine wunderbare Art und Weise, um mit neuen Menschen in Kontakt zu kommen.
Du gehst immer wieder mit einer sehr erfrischenden Selbstironie an deinen Beruf als Schauspieler heran – ich denke da zum Beispiel an deinen „Tagebuch eines geschlossenen Theaters“-Beitrag mit Michael Goldberg oder an den Kurzfilm „Die Marke“ 2018, in dem du dich für dein Demoband auf die Suche nach deinem perfekten Schauspieler-Ich begabst. Hattest du diese gesunde Distanz zu deinem Beruf schon immer?
Ich empfinde meine Herangehensweise interessanterweise als das vollkommene Gegenteil einer Distanz zu meinem Beruf. Ich finde es wichtig, über sich selbst lachen zu können – auch wenn man das Schauspieler-Dasein so liebt, wie ich. Für mich liegen das Komische und das Traurige immer sehr nah beieinander – wie in einem Tschechow-Stück.
Wie stark ist der Druck, sich als Schauspieler mit steigender Bekanntheit ein bestimmtes Image zulegen zu müssen?
Das kann ich schwer beantworten, weil ich – das kann ich ohne Koketterie von mir sagen – überhaupt kein karrieristisch veranlagter Mensch bin (lacht).
Du bist immer auch in prominenten Film- und Fernsehrollen zu erleben. Sehen wir dich irgendwann wieder auf Instagram, wenn du noch mehr drehst?
Für mich fühlt sich diese Art der Selbstvermarktung sehr fremd an. Gerade in Zeiten wie der Coronakrise weiß ich nicht, ob die sozialen Netzwerke den meisten Schauspielern denjenigen Zuspruch und die Bestätigung geben, die sie gerade bräuchten. Ich gebe aber offen und ehrlich zu, dass auch ich nicht davor gefeit bin, nachzusehen, wie viele Likes unsere Tagebuch-Videos des Residenztheaters bekommen haben. Gleichzeitig ärgere ich mich total darüber, dass ich mich überhaupt für die Like-Zahlen interessiere, weil sie wenig über die Qualität der Beiträge aussagen.
Was wünscht du dir für die Zeit nach der Coronakrise – in Bezug auf deinen Beruf als Schauspieler und auf das Theater allgemein?
Ich glaube, dass viele Menschen über das momentane Fehlen von Kultur ganz grundsätzlich und damit zum Beispiel auch über das Fehlen von Theater nachdenken. Das ist zumindest mein Eindruck – vielleicht etwas zu optimistisch betrachtet. Ich hoffe, dass das Theater als vergängliches, analoges Medium, als Gemeinschafts- und Denkraum noch mehr Zulauf bekommt als vorher. Weil die Leerstelle momentan eben so präsent ist. Für mich selber wünsche ich mir noch viele schöne Rollen und viel Kraft und Zeit, um meine vielen Ideen umzusetzen.
Lieber Camill, ich danke dir Herzen für dieses wunderbare Gespräch und freue mich, dass du dir trotz deiner vielen Aktivitäten derzeit dafür die Zeit genommen hast! Alles Gute für die kommende Zeit und ich freue mich auf die erste persönliche Begegnung mit dir in Bälde im Residenztheater!
Mehr Infos über Camill Jammal:
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