Wenn bei Treplejows Stücken der virtuelle Vorhang aufgeht, sitzt man nicht mit klopfendem Herzen unter vielen Menschen im Theatersaal. Kein Räuspern oder Rascheln ist zu hören. Man ist alleine mit sich selbst vor dem Bildschirm im eigenen Zuhause. Im digitalen Theaterraum, dem sich Treplejow verschrieben hat, werden die sozialen Netzwerke sowohl zum Spiegelbild, als auch zur Projektionsfläche für ihn als Akteur.
Treplejow bewegt sich virtuos auf all diesen Plattformen – als digital Native navigiert er die Kommunikationskanäle unserer Zeit. Manch einer bleibt staunend zurück nach diesem medialen Feuerwerk. Im Interview spricht Kostja Treplejow von einer neuen Form des Theaters, das sich von alten Traditionen lösen und durch eine neue Bildsprache überzeugen muss.
„Ich versuche einfach, nicht die Dinge von gestern zu reproduzieren“: So formuliert es Treplejow. Er hat sich Großes vorgenommen und zählt schon jetzt zu einem der vielversprechendsten Nachwuchskünstlern des Landes!
Ein Schauspielerspross, der im Theater laufen lernte
Wen wundert Treplejows Berufsweg bei dieser Familientradition: Mutter Irina Arkadina erlangte 1987 in „Die Masken, die wir trugen“ von Günther Fridorvic am Residenztheater in München erste Aufmerksamkeit und wurde dann durch ihre Interpretation der Jeanne D’Arc europaweit bekannt. Seitdem war sie auf vielen großen Bühnen im deutschsprachigen Raum zu sehen und ist auch in TV- und Filmproduktionen ein oft und gern gesehener Gast. Ihr Sohn Kostja durfte sie bereits im zarten Alter von 6 Jahren hinter die Kulissen des Münchner Residenztheaters begleiten. Dort konnte der Künstlersprössling Treplejow erste Bühnenerfahrungen sammeln, den Theateralltag und die Produktionsabläufe in einem großen Haus kennenlernen und den Umgang mit Schauspielern erlernen.
Im Interview mit der Kulturflüsterin am 15.9.2021 erzählte Arkadina, dass der junge Kostja schon als Fünfjähriger zwischen Requisiten und Theatersesseln Verstecken spielte und sogar im Theater das Laufen lernte! „Es war eigentlich ganz logisch, dass der Junge später diese Richtung einschlagen würde“, sagt sie heute stolz.
Wenn die digitale Formensprache in einem Sog von Bildern und neuen Ästhetiken aufgeht!
Es liegt nahe, dass Kostjas Mutter ihren Sohn auch in dem Prozess der Abnabelung vom klassischen Theater beeinflusst hat: Galt sie doch schon immer als eine Frau, die den modernen Darstellungsformen jenseits der klassischen Bühne höchst aufgeschlossen war. Diese Offenheit zeigt sich auch in ihrer langjährigen Zusammenarbeit mit dem international bekannten Medienkünstler Boris A. Trigorin. Genau wie dieser weicht Treplejow nun vom Pfad der klassischen Inszenierung ab und entführt die Zuschauer mit seiner digitalen Formensprache in eine Welt voller Bilder und neuer Ästhetiken! Wir dürfen gespannt sein auf seine nächsten Arbeiten.
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