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Kulturtipps für März und April 2019

Der Frühling naht und es gibt wieder einige kulturelle Veranstaltungen in München und Umgebung in den kommenden beiden Monaten, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Außerdem habe ich ein bitterböses, wunderbares Buch aus dem Verlag Kremayr & Scheriau gelesen, das ich euch empfehlen möchte: Meine Kulturtipps für den März und April 2019!

1. Münchner Symphoniker & das radio.string.quartett: FEUER | 13.03.2019 | Herkulessaal

Wenn das Lieblingsstreichquartett in der Stadt ist und gemeinsam mit den Münchner Symphonikern ein Auftragswerk zur Uraufführung bringt: Am 13.03. könnt ihr das radio.string.quartet um 20 Uhr live auf der Bühne des Herkulessaal erleben. Neben „Les couleurs du feu“ werden an diesem Abend auch Joseph Haydns Symphonie Nr. 59 A-Dur (Feuersymphonie) und Igor Strawinskys Ballett-Suite „Der Feuervogel“ aus dem Jahr 1945 in der Fassung McPhee zum Besten gegeben.

Über den Beinamen „Feuer“ zu Haydns Symphonie Nr. 59 wird viel spekuliert und ihr dramatisch extrovertierter Charakter lässt vermuten, dass der Komponist die Musik als Zwischenaktmusik für das Schauspiel „Die Feuersbrunst“ schrieb. Igor Strawinksy wurde mit seinem „Feuervogel“ im Uraufführungsjahr 2010 international bekannt. Sein Stück markierte den Beginn einer neuen Ära im Bereich der Ballett-Musik.

Die Münchner Symphoniker sind seit ihrer Gründung im September 1945 ein fester Bestandteil der Musiklandschaft in der bayerischen Hauptstadt. Die Aufgeschlossenheit des Orchesters gegenüber neuen musikalischen Stilrichtungen und sein stilistischer Reichtum haben über Jahrzehnte vielgestaltige Konzertangebote ermöglicht.

Rund 100 Konzerte präsentieren die Münchner Symphoniker ihrem Publikum jedes Jahr in Bayern, auf Tournee und bei Festspielen. Das Repertoire reicht von Barockmusik über klassische und romantische Werke bis zur Operette, Oper und Filmmusik, von Klassikern der Moderne bis ins 21. Jahrhundert. Seit der Spielzeit 2014/2015 leitet Kevin John Edusei das Orchester als Chefdirigent.

Das Programm am 13.03.2019: 

Joseph Haydn: Symphonie Nr. 59 A-Dur (Feuersymphonie)
radio.string.quartet: Les couleurs du feu | Auftragswerk (Uraufführung)
Igor Strawinsky: Der Feuervogel Ballett-Suite (1945) (Fassung McPhee)

Besetzung

radio.string.quartet: Bernie Mallinger (Violine), Igmar Jenner (Violine), Cynthia Liao (Viola), Sophie Abraham (Violoncello)

Kevin John Edusei, Leitung

Schaut unbedingt einmal auf der sehr ansprechend gestalteten Website der Münchner Symphoniker vorbei: 

https://www.muenchner-symphoniker.de/

Karten für das Konzert (27,10€ bis 58,50€) gibt es hier zu kaufen.


2. „Marillen&Sauerkraut. Geschnupfte und grantige Gschichtn“ von Harald Jöllinger

Meine Liebe für den hintergründigen, schwarzen Humor unserer österreichischen Nachbarn begann 2012 mit der TV-Serie „Braunschlag“ von David Schalko. Dort versuchten die Einwohner des fiktiven Dorfes Braunschlag in Niederösterreich, durch die Erfindung eines Marienwunders Geld in die leeren Gemeindekassen zu spülen.

Nun flatterte mir Anfang des Jahres 2019 ein Buch aus dem österreichischen Verlag Kremayr&Scheriau ins Haus, dessen Titel „Marillen&Sauerkraut“ schon vermuten lässt, dass das Leben der schiachen, grindigen Figuren in Harald Jöllingers Kurzgeschichten-Sammlung nicht nur in den lieblichsten Farben geschildert wird. „Kirchlich mach ich ihm nicht. Sicher nicht. Weihrauch, verstimmte Orgel und der Pfarrer vorne trinkt Wein und die normalen Leute bekommen nur winzige, letscherte Hostien“. So freudig reagiert der Ich-Erzähler in Harald Jöllingers Erzählung „Die Hochzeit (Mord am Neusiedlersee?)“, als sein Arbeitskollege Walter ihn unverschämterweise bittet, sein Trauzeuge zu werden. Jöllinger erzählt in „Marillen&Sauerkraut“ auch vom toten Hawlicek Karl, dessen Innereien er an eine Krähe verfüttert, die ihn täglich besuchen kommt. „Und das Herz hat sie nicht wie sonst mit den Schnabel aufgenommen, sondern mit den Krallen“. Jöllingers Humor ist schwarz bis an die Schmerzgrenze – hinten im Glossar gibt es die Erklärungen für so wunderbare unbekannte österreichische Begriffe wie „Erikastöckerl“ (= kleine hässliche Pflanze) oder „motschkern“ (= sicher immer wieder negativ äußern).

Sehr schön finde ich auch das Kapitel „Prämisse mit Problem und fünf Lösungen“. Was ist die finale Lösung 5 für einen Nachbarshund, der täglich vor sieben Uhr bellt?

„Eigenen Hund kaufen.
Eigener Hund bellt nicht.
Eigener Hund sitzt in der Ecke und schaut deppert.
(…)
Knackwurst kaufen.
Gift kaufen.
Gift auf Knackwurst streuen und unter Senf verstecken.
Hund kommt aus der Ecke und bettelt.
Stück für Stück Hund abschneiden.
Rest der Knackwurst selber essen.
Müde werden.
Müder werden.
Hund bellt“.

Ein wunderbares, böses Buch über zwielichtige, aber liebenswerte Typen, Trottel oder Hascherl – und über die vielen skurrilen Momente, die das Leben mit sich bringt (zumindest in Österreich).

HARALD JÖLLINGER
Marillen & Sauerkraut

208 Seiten, Format 12,0 x 20,0
1. Auflage, Kremayr & Scheriau, Februar 2018
19,90

http://www.kremayr-scheriau.at/bucher-e-books/titel/marillen-sauerkraut/


3. OPEAN – European Concert and Performance Series im April im Einstein Kultur 

Nachdem ich am vergangenen Sonntag zum ersten Mal zu Gast im Einstein Kultur war und dort ein großartiges Konzert des Arcis Saxophon Quartett besuchen durfte, möchte ich euch auf ein Konzert, das im April 2019 in diesem Kulturzentrum am Max-Weber-Platz stattfinden wird, hinweisen: OPEAN – European Concert and Performance Series heißt die Konzert- und Performance-Reihe, die die CLUBZWEI Konzert KG  in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat der Stadt München seit Anfang 2018 im Einstein Kultur organisiert.

Am 6. April könnt ihr ab 20:00 Uhr die Performance der Künstler Arianne Foks und Florian Feigl erleben und ab 21:00 Uhr das Konzert des in Bosnien geborenen und in Bern aufgewachsenen Musikers Mario Batkovic besuchen.

Mehr Infos über OPEAN findet ihr hier: 

http://www.opean.de/
https://www.instagram.com/opean_2019

OPEAN 7
kuratiert von Tobias Frank und Patrick Morarescu

Munich Underground
Einstein Kultur
Einsteinstraße 42
81675 München

6. April 20:00 Uhr

Eintritt: 1€


4. Nonfiktionale – 12. Festival des dokumentarischen Films Bad Aibling von 14. bis 17.03.2019 

Seit 2007 findet im oberbayerischen Bad Aibling ein sehr spannendes Dokumentarfilm-Festival statt: Die Nonfiktionale ist sowohl ein Branchentreffpunkt, als auch ein lebendiges Publikumsfestival. Unter dem Motto „echt wahr?!“ haben die Organisatoren des Festivals in diesem Jahr wieder ein sehr interessantes Programm zusammengestellt. Eröffnet wird das Festival am 14.03. mit dem Film „Anderson“ von Annekatrin Hendel, in dem die Regisseurin den DDR-Underground-Künstler Sascha Anderson porträtiert. In den 1980er Jahren war er der Dreh- und Angelpunkt der Szene vom Prenzlauer Berg, organisierte Lesungen, Happenings und Konzerte. Doch nach der Wiedervereinigung wurde klar, dass Anderson jahrelang als Inoffizieller Mitarbeiter für die Staatssicherheit gearbeitet hatte.

Mehr Infos über das Festival „Nonfiktionale“:
http://www.nonfiktionale.de/

Von 14.-17.03.2019 in Bad Aibling.

Im Anschluss an die Filmvorführungen finden Diskussionen mit den Machern der Filme statt.


5. Der MünchnerStiftungsFrühling vom 23. bis 29.03.2019

Was macht eine Stiftung eigentlich aus und für welche Werte und Grundgedanken steht sie? Vom 23. bis 29. März hat man beim MünchnerStiftungsFrühling die Möglichkeit, sich über die vielfältigen Angebote der Stiftungen in den Bereichen Kunst, Kultur, Wissenschaft, Gesundheit, Bildung und Soziales, Umwelt oder Internationales zu informieren. Insgesamt werden 250 Veranstaltungen von über 100 Stiftungen und Partnern geboten, die meisten davon sind kostenfrei.

Der Auftakt der mehrtägigen Veranstaltungsreihe findet am 23.03. in der BMW Welt statt. Auf ihn folgen dezentrale Angebote an den Folgetagen, bei denen die Stiftungen direkt zu sich oder zu aktuellen Projektpartnern einladen. Einen Termin im Rahmen des MünchnerStiftungsFrühlings lege ich euch besonders ans Herz: Am Mittwoch, 27.03., habt ihr zwischen 10 und 15 Uhr die Möglichkeit, den Irmengard-Hof der Björn Schulz Stiftung in Gstadt zu besichtigen. Die Björn Schulz Stiftung begleitet seit über 20 Jahren Eltern mit lebensverkürzend erkrankten Kindern und Jugendlichen sowie deren Geschwistern. Der stiftungseigene Irmengard-Hof am Chiemsee bietet den betroffenen Familien genau die Art von Betreuung, die sie brauchen, um sich von ihrem oft sehr anstrengenden Alltag zu erholen. Ich durfte vor Jahren die Schauspielerin Melanie Wiegmann, die sich als Botschafterin für die Stiftung engagiert, zu einer Autogrammstunde auf den Irmengard-Hof begleiten und war sehr beeindruckt von der Arbeit, die die Mitarbeiter der Stiftung leisten.

Das Programm des MünchnerStiftungsFrühlings, der von der Münchner Kultur GmbH organisiert wird, findet ihr hier:

https://www.muenchnerstiftungsfruehling.de/muenchnerstiftungsfruehling-2019/programm/

Programmheft MünchnerStiftungsFrühling


6. ELEPHANT: Szenische Installation von Moritz Hauthaler in den Münchner Kammerspielen

Mit dem Regisseur Moritz Hauthaler führte ich im November 2017 eines der witzigsten und zugleich tiefgründigsten Interviews, seit ich im Januar 2017 mit dem Bloggen begonnen hatte. Witzig, weil das Interview mitten in einem Raum im Obergeschoss der Pinakothek der Moderne stattfand, wo Moritz seine Installation und Performance Das Bienenhaus im Zementgarten präsentierte. Tiefgründig, weil wir uns damals nicht nur sehr ausführlich über das Verhältnis zwischen Regisseur und Zuschauer, sondern auch über sehr persönliche Themen wie Moritz‘ Beziehung zu einzelnen Mitgliedern seiner Familie unterhielten. Ähnlich wie in Bienenhaus im Zementgarten wird auch in seiner Regie-Abschlussarbeit ELEPHANT an der Otto-Falckenberg-Schule in München ein prägendes Ereignis aus Moritz‘ Familiengeschichte zum Ausgangspunkt für eine intensive Beschäftigung mit dem Ereignis selbst und mit den Fragen, die sich darüber hinaus für den Regisseur im Laufe des Entstehungsprozesses seiner Inszenierung ergeben. In der szenischen Installation ELEPHANT rekonstruiert Moritz Hauthaler den zwanzig Jahre zurückliegenden Tod seines Vaters auf dokumenta­rische Art und Weise. In diesem Prozess eröffnen sich Räume zwischen Imagination und Wirklichkeit, in denen man sich als Zuschauer die Frage stellen muss, inwie­fern Fakten per se Wahrheit konstituieren.

Die Premiere des Stücks findet am 12. März 2019 um 20 Uhr in den Münchner Kammerspielen statt.

Mit Rosa Falkenhagen und Janus Torp

Bühne: Xaver Unterholzner; Kostüme: Henriette Müller, Kamera: Max Christmann; Video: Moritz Hauthaler; Musik: Martin Baumgartner

Mehr Infos unter: https://www.muenchner-kammerspiele.de/inszenierung/elephant

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