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#Kurzkritik: „Göttersimulation“ an den Münchner Kammerspielen

Eine Kurzkritik zur Uraufführung von Emre Akals Inszenierung „Göttersimulation“ an den Münchner Kammerspielen am 05. November 2022.

Wenn man an einem Theaterabend genau diejenigen junge Talente auf der Bühne erleben darf, von denen mit Sicherheit weiß, dass sie sich in den kommenden Jahren einen Namen in der Theater- und Filmwelt machen werden: Mit einem beeindruckenden Gespür für Rhythmus, Tempo und Sprache bewegten sich Armin Besirevic, Daphne Grauer, Timea Henzler, Martha Kamenisch, Dennis Amir Kharazmi, Jolanda Pusch, Shoukrani Timm und Jakob Waldow gestern in der Uraufführung von Emre Akals Inszenierung „Göttersimulation“ an den Münchner Kammerspielen durch eine Welt, in der ihre Figuren ihr eigenes Ich gegen ein Avatar-Alter Ego im digitalen Raum eingetauscht haben.

In diesem farbenfrohen Universum erscheint auf den ersten Blick alles so viel einfacher, als in der analogen Welt: Dort lässt es sich beispielsweise mühelos in andere Körper schlüpfen und dadurch unterschiedliche Identitäten annehmen. In der virtuellen Parallelrealität haben sich die Jugendlichen zu den Göttern einer neuen Epoche erhoben, in der die Stimmen aus der alten Welt nur noch gelegentlich über die mahnenden Worte ihrer Eltern aus dem Off an sie heran dringen.

Sie wollen eine andere Weltordnung im digitalen Raum erschaffen, das Verhältnis zwischen den Geschlechter und Identitäten hinterfragen und neu definieren: Doch die jugendlichen Avatare müssen schnell begreifen, wie brüchig der Frieden ist, den sie in ihrem Paralleluniversum aufrechtzuerhalten versuchen – denn auch hier spielen Gefühle wie Neid und Missgunst eine elementare Rolle im Umgang miteinander.

In den berührendsten Szenen des Abends treffen die Jugendlichen auf zwei ältere Männer aus der analogen Welt – gespielt von Erkin Akal und Walter Hess – die sich auf der Suche nach Unsterblichkeit auf ihre letzte Reise in die Weiten des Digitalen begeben haben. Deutlich spürbar ist die Sehnsucht auf beiden Seiten, Brücken zwischen den Generationen und ihren Weltanschauungen zu bauen – und damit die Grenzen zwischen der analogen und der digitalen Welt immer weiter aufzuweichen.

Mit: Erkin AkalArmin BesirevicDaphne GrauerWalter HessTimea HenzlerMartha KamenischDennis Amir KharazmiJolanda PuschShoukrani TimmJakob Waldow

Pfleger*in: Kamill Lippa
Stimmen: Emre AkalJohanna EiworthMartin Weigel
Text & Regie: Emre Akal
Bühne: Paula WellmannMehmet & Kazim
Kostüme: Annika Lu Hermann
Musik: Markus Steinkellner
Video: Mehmet & Kazim
Licht: Jürgen Tulzer
Dramaturgie: Olivia Ebert

Weitere Informationen unter:

Göttersimulation – Programm – Kammerspiele (muenchner-kammerspiele.de)

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