Heute mal wieder ein bisschen lesen und lauschen mit zwei Gedichten von Eugen Roth, dem Meister humoristischer Lyrik…
Er verstand es wie kaum ein anderer, menschliche Schwächen und Abgründe auf eine so humorvoll-doppeldeutige und liebevolle Art darzustellen, das sie wie Charakterstärken wirkten: Der 1895 in München geborene Dichter Eugen Roth studierte zunächst Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte, bevor er ab 1927 als Lokalredakteur für die Münchner Neuesten Nachrichten arbeitete und nach seiner fristlosen Entlassung durch die Nationalsozialisten 1933 als freier Schriftsteller tätig war. Zu dem umfangreichen Lebenswerk des 1976 verstorbenen Autors zählten Erzählungen und Gedichte vor allem die heiteren Verssammlungen, aufgrund derer er bereits zu Lebzeiten zu einem Klassiker des deutschsprachigen Humors zählte.
Den ersten großen Erfolg hatte er 1935 mit dem Gedichtband „Ein Mensch“, in dem er sich mit den Höhen und Tiefen im Leben des modernen Menschen auseinandersetzt. 1936 erschien „Die Frau in der Weltgeschichte“, 1939 der Lyrikband „Der Wunderdoktor“ und 1942 die Erzählsammlung „Der Fischkasten“. Innerhalb kürzester Zeit wurde der Dichter zu einem der meistgelesenen deutschsprachigen Autoren. Ein Großteil seiner Lyrik- und Prosabände kann heute über die Hanser Literaturverlage bezogen werden.
Ein Mensch erblickt das Licht der Welt
Ein Mensch erblickt das Licht der Welt –
doch oft hat sich herausgestellt
nach manchem trüb verbrachten Jahr,
dass dies der einzige Lichtblick war.
Eine dieser – allerdings bei dtv erschienenen – Vers- und Prosasammlungen von Eugen Roth ist „So ist das Leben“ aus dem Jahr 1973, dem ich das gleichnamige Gedicht, das ich für diesen Blogeintrag eingesprochen habe, entnommen habe. Das Gedicht „Der Gast“ hingegen habe ich vor Jahren bei einer Lesung der Gruppe „Lesezeichen“, mit der ich bis 2015 in regelmäßigen Abständen auf verschiedenen Kleinkunstbühnen in Pfaffenhofen an der Ilm und Umgebung auf der Bühne zu erleben war, vor Publikum präsentiert.
Und noch ein sehr schönes Gedicht von Eugen Roth zum Abschluss:
Vorschlag
Ein Mensch, der es zwar täglich sieht,
Was alles auf der Welt geschieht,
Und ders erfuhr durch eigne Qual,
Die Erde sei ein Jammertal,
Möcht doch, der armen Welt zum Spott,
So herrlich leben wie ein Gott.
Doch ist dann meist die Sache die:
Er stirbt noch schlechter als ein Vieh.
Er sollte nur die Kunst erwerben,
Als Mensch zu leben und zu sterben.