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Lesen und lauschen #11: Der alte Mann und der Bär

Der Martinstag am 11. November zählt für mich seit jeher zu den wichtigsten Gedenktagen im Jahresverlauf. In meinem neuesten „Lesen und Lauschen“-Eintrag möchte ich euch das Buch „Der alte Mann und der Bär“ von Janosch vorstellen, in dem der Autor die Botschaft des Heiligen Martin auf eine unsentimentale, sehr berührende Art und Weise in die Neuzeit übertragen hat.

Wie kaum ein anderer Heiliger steht Sankt Martin für Barmherzigkeit, Selbstlosigkeit und Nächstenliebe. Der römische Soldat Martin von Tours wurde um das Jahr 316 nach Christus in Ungarn geboren und traf der Legende nach an einem eisigen Wintertag auf einen hungernden und frierenden Bettler, dem er die Hälfte seines mit dem Schwert durchtrennten, warmen Mantels schenkte. In der Nacht soll Martin Jesus Christus in Gestalt des frierenden Mannes im Traum erschienen sein. Daraufhin änderte er sein Leben und wurde ein frommer Christ, der seine Bestimmung darin fand, anderen Menschen zu helfen.

Mich hat die Geschichte des heiligen Martin schon als Kind sehr beeindruckt. Vor einigen Jahren entdeckte ich die Geschichte Der alte Mann und der Bär von Janosch aus dem Jahr 1985. Ein zeitloser Text für Jung und Alt, dessen Titel sicherlich nicht zufällig an Ernest Hemingways 1951 erschienenen, berühmten Kurzroman Der alte Mann und das Meer erinnert. Im Gegensatz dazu aber ist Der alte Mann und der Bär nicht mit pseudoreligiöser Mystik aufgeladen. Janosch sagte vor einigen Jahren in einem Interview mit dem Magazin Cicero, dass es das Beste wäre, wenn es Gott nicht gäbe – bis heute ist der bekannte Kinderbuch-Autor von seiner streng-katholischen Erziehung geprägt.

Der alte Mann und der Bär ist ein unsentimentaler, aber sehr eindringlicher Appell für mehr Menschlichkeit in einer Welt, die von Egoismus, Vorurteilen und der Angst gegenüber allem Fremden geprägt ist. Diese Geschichte handelt aber auch von einer unsichtbaren Macht, die einen selbst in der dunkelsten Stunde nicht alleine lässt. Am Ende ist es ein Engel, der in Der alte Mann und der Bär den Bären und einen kleinen Vogel von Kälte und Hunger befreit. Es hätte nicht soweit kommen müssen, wenn die Menschen vor der Kirche nicht bis zum nächsten Morgen gewartet hätten.


DER ALTE MANN UND DER BÄR

Gebundene Ausgabe
Verlag: Zürich, Diogenes Verlag, (1985)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3257006551
ISBN-13: 978-3257006551

 

 

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