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Lesen und lauschen #17: „Der mondäne Vamp“ von Fred Endrikat

Ein sehr amüsantes Gedicht des deutschen Schriftstellers, Dichters und Kabarettisten Fred Endrikat (1890-1942).

„Ich schlürfe die Liebe wie Sekt aus dem Glas,
ich verzehr‘ mich, ernähr‘ mich durch Liebe.
Ich bin halt ein Vamp, ein papierenes Aas,
ich liebe die kitschige Liebe“

1939 veröffentlichte der Kabarettist Fred Endrikat sein Gedicht „Der mondäne Vamp“ in seinem Lyrikband „Höchst weltliche Sündenfibel“, der viele seiner „moralischen und ‚unmoralischen‘ Verse“ in einem Werk vereint.

Der 1890 geborene Fred Endrikat verbrachte seine Kindheit und Jugend als Sohn eines Bergmanns in Wanne-Eickel im nördlichen Ruhrgebiet, bevor er später lange in Berlin und schließlich in München lebte. Dort stand er unter anderem in dem berühmten Schwabinger Kabarett Simpl  mit eigenen Texten auf der Bühne. Mit nur 52 Jahren starb Endrikat, der zuletzt in Leoni am Starnberger See lebte, an einem Gehirntumor.

Mit seinen humoristischen Kabaretttexten und -liedern war der er zu seinen Lebzeiten sehr erfolgreich. Fred Endrikats Werk steht in der Tradition von Schriftstellen wie Wilhelm Busch, Christian Morgenstern und Joachim Ringelnatz und besteht im Wesentlichen aus Texten für das literarische Kabarett.

Der Schriftsteller verfasste neben Brettl-Liedern oder Couplets auch Szenen und Einakter, die stets humoristische, aber nicht allzu gesellschaftskritische Untertöne hatten. Endrikat galt als frivoler Spötters an, der dem Publikum seine nicht ganz ernstzunehmende Weisheiten präsentierte.

Insgesamt vier Bände mit Versen in Kürze zur Lebenswürze veröffentlichte Endrikat zu seinen Lebzeiten. Die erste Sammlung erschien 1935 mit Die lustige Arche (1935) – gefolgt von Höchst weltliche Sündenfibel im Jahr 1939. Nach Liederliches und Lyrisches (1940) war 1942 der seine Reihe witziger Lebensweisheiten abschließende Fröhliche Diogenes (1942) die letzte Veröffentlichung vor Endrikats Tod.

In seiner Höchst weltlichen Sündenfibel widmete Endrikat eines seiner Gedicht dem Vamp – dieser männerverzehrenden, verführerischen Gattung Frau, die ihre Lebenskraft daraus schöpft, ihre Ziele auf Kosten ihrer männlichen Spielgefährten zu erreichen.

Der Begriff „Vamp“ geht auf das englische Wort „vampire“ zurück und wurde in der Literatur bereits vor 1911 von Gilbert Keith Chesterton verwendet. Seit dem Auftreten von Theda Bara in Frank Powells Stummfilm A Fool Was There  – eine Adaption von Rudyard Kiplings Gedicht The Vampire aus dem Jahr 1915 – tauchte der Typus der erotisch anziehenden, extravaganten und berechnenden Frau immer wieder in Filmen und in der Literatur auf. Von der femme fatale unterscheidet sich der Vamp lediglich aufgrund seiner Verbindung zum Film: Hier wird dieser Frauentyp als weiblicher Vampir beschrieben, der den Männern förmlich ihren Lebenssaft absaugt.

Fred Endrikats mondäner Vamp in seinem gleichnamigen Gedicht aus dem Jahr 1939 kokettiert zunächst mit ihrer Wirkung auf das andere Geschlecht – und muss sich schließlich eingestehen, wie anstrengend es ist, ständig die Rolle der eiskalten Geliebten spielen zu müssen.

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