Wir waren wohl etwas verrückt, als wir März 2016 im Rahmen unserer ersten Vorstands- und Kuratoriumssitzung des Vereins der Freunde des Residenztheaters einen kühnen Plan ausheckten: Eine Jubiläumsmatinée!
Zu unserem 40-jährigen Jubiläum im Oktober 2016 wollten wir eine Veranstaltung im Residenztheater mit aktuellen und ehemaligen Ensemblemitgliedern, die unserem Verein auf unterschiedlichen Arten und Weisen verbunden sind, planen. Viele von ihnen haben Auszeichnungen wie unseren seit 1997 vergebenen Kurt-Meisel-Preis, mit dem wir jährlich herausragende künstlerische Leistungen am Haus ehren, oder einen der seit 1999 vergebenen Förderpreise erhalten. Andere unterstützen uns mit großem Engagement bei Veranstaltungen wie den regelmäßig stattfindenden Künstlergesprächen oder haben in der Vergangenheit bereits exklusive Sonderveranstaltungen wie den wunderbaren Gesangsabend „My Favourite Song“ für uns organisiert.
Die Idee von der Jubiläumsmatinée war also geboren und ein Moderator für die Veranstaltung fand sich schnell: C. Bernd Sucher, mein ehemaliger Studiengangsleiter im Ergänzungsstudiengang Theater-, Film- und Fernsehkritik an der HFF München und der Bayerischen Theaterakademie August Everding. Schließlich tourt Herr Sucher seit mittlerweile fast 17 Jahren mit seiner Lese- und Vortragsreihe „Suchers Leidenschaften“ erfolgreich durch das europäische In- und Ausland und war zudem Anfang 2016 Mitglied unseres Kuratoriums, das den Vorstand der Freunde des Residenztheaters als Beratungsorgan unterstützt, geworden.
Ab Mai 2016 begannen der Vorstandsvorsitzende Stefan Meissner und ich, die aktuellen und ehemaligen Ensemblemitglieder des Hauses für eine aktive Mitwirkung an unserer Veranstaltung am 30.10. auf der Bühne des Residenztheaters zu begeistern. Nach wenigen Tagen hatten uns bereits Cornelia Froboess , Juliane Köhler, Sophie von Kessel und Kathrin Ackermann zugesagt, wenig später folgten Friederike Ott, Jan-Gregor Kremp, Tanja Schleiff, Stefan Wilkening oder Thomas Loibl, um nur einige Namen zu nennen.
Ruhige Minuten neben meiner hauptberuflichen Arbeit als PR-Redakteurin waren in den Monaten vor der Matinée eher eine Seltenheit – irgendein Excel-Sheet, eine Mail vom Theater oder eine Besprechung im kleineren und größeren Kreis gab es immer. Wie sehr sich unsere Anstrengungen gelohnt hatten, konnten wir am 30.10. sehen, als wir in einen fast vollen Theatersaal im Residenztheater blicken durften.
Ein bisschen Mut und eine Portion Selbstlosigkeit brachten alle Schauspieler mit, als sie uns für uns für unsere Jubiläumsveranstaltung zusagten. „Diese Matinée ist ein etwas anderes Wunschkonzert“, so formulierte es C. Bernd Sucher zu Beginn seiner Moderation. Auf der Bühne des Residenztheaters präsentierten die Schauspieler Gesangs- und Sprecheinlagen, die sie in den meisten Fällen selbst gewählt hatten und die unterschiedlicher nicht hätten sein können – von selbstgeschriebenen Texten wie im Falle von Jan-Gregor Kremp, der einen Teil aus seinem Bühnenprogramm „Kremp-ist mir so passiert…“ zum Besten gab über eine wunderbare Chanson-Darbietung von Genija Rykova bis hin zu einem von Thomas Loibl und Juliane Köhler vorgetragenen Dialog aus der neuen Veranstaltungsreihe internationaler zeitgenössischer Dramatik „Welt/ Bühne“ im Marstall.
An die Matinée selbst habe ich nur noch verschwommene Erinnerungen, denn ich war hauptsächlich damit beschäftigt, die Kritiker der tz, der Süddeutschen Zeitung und des Münchner Merkurs im Publikum ausfindig zu machen und ihnen ihre Meinung über unsere Matinée an ihren Mienen abzulesen. Eine ganz neue Erfahrung für mich – schließlich habe ich das Theater ein paar Jahren zuvor selbst noch durch die Brille des Kritikers wahrgenommen. Wie groß war meine Freude über die positiven Artikel im Anschluss an unsere Jubiläumsveranstaltung – Egberth Tholl schrieb gar in der Süddeutschen Zeitung, dass die Matinée „eine Feier des Theaters an sich“ gewesen sei.
Ich werde immer wieder erstaunt angesehen, wenn ich erzähle, dass ich mich in meinem jungen Alter im Vorstand eines Theater-Freundeskreises engagiere. Das Residenztheater – besser gesagt sein außergewöhnliches Ensemble – hat es mir einfach angetan. Seit Martin Kušej 2011 der Intendant dieses Hauses ist, habe ich hier nicht nur viele spannende Inszenierungen wie „Der Vorname“, „The Land“, „Der Widerspenstigen Zähmung“ oder „Die Räuber“ sehen dürfen. Ich habe Schauspieler wie Gunther Eckes, Arthur Klemt, Katharina Pichler, Thomas Lettow und Valerie Pachner entdeckt, deren Spiel mich immer wieder auf der Bühne zum Lachen bringt, mich fesselt, begeistert oder auch mal zu Tränen rührt.
Vor allem aber ist es der Austausch mit Gleichgesinnten, den ich in einem Freundeskreis sehr schätze. Und die Möglichkeit, interessante Veranstaltungen für Theaterbegeisterte zu organisieren – vielleicht in 10 Jahren auch wieder eine Jubiläumsmatinée.
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