#Wundertüten-Post #1: Eine Postkarte mit der Berliner Siegessäule und eine Antwort aus Berlin von meiner Freundin Catherine Beck!
Kaum hatte ich Catherine im Januar 2020 auf Instagram kennengelernt, stand sie noch am selben Abend bereits live vor mir. Denn wie ich selbst war Catherine an jenem Wochenende in die ostwestfälische Stadt Herford gereist, um den Schauspieler und DJ Lars Eidinger im Rahmen der „Autistic Disco„-Nacht im Museum Marta Herford zu erleben.
Als ich Catherine zum ersten Mal traf, hatte mir meine Freundin Daniela Sistermanns, die als Pressesprecherin im Marta Herford arbeitet und die Idee zu dem außergewöhnlichen Autistic Disco-Abend hatte, schon viele Geschichten und Anekdoten über ihre lebenslustige, kluge und gnadenlos ehrliche Freundin aus Berlin erzählt. Geboren ist Catherine in Düsseldorf, wo sie auch lange Zeit gelebt hat.
„Aber Berlin – oft hässlich, oft unflätig, kann nix allein, schlechte Manieren, aber ich bin der Stadt verfallen. Mein Bad Boy“, schrieb mir Catherine vor einigen Wochen auf Instagram. Sie ist seit vielen Jahren als freie Lektorin für viele große Publikumsverlage in Deutschland wie den Suhrkamp- oder den cbt-Verlag oder tätig. Und wie ich selbst verbringt auch sie einen Großteil ihrer Freizeit im Theater.
Catherine geht nicht nur gerne in die Schaubühne, sondern beispielsweise auch ins Deutsche Theater oder ins Berliner Ensemble. In meiner Postkarte an sie fragte ich sie, welche Art von Theater sie besonders gerne auf der Bühne sieht:
„Mich macht Theater glücklich, das sich nicht anbiedert. Es darf nicht mit schaler Provokation langweilen. Es soll mich gern belehren, aber es ist am besten, wenn ich es nicht merke. Räume sollen sich öffnen, Gesichter und Körper alles zeigen und verbergen“.
Wie Catherine schätze auch ich es, wenn ich im Theater überrascht und gefordert werde. Wenn ich nicht das Gefühl habe, dass ich die Kopie eines immer gleichen Inszenierungskonzepts auf der Bühne präsentiert bekomme, das sich ein Regisseur oder eine Regisseurin einmal erdacht hat und nun wahllos auf all seine oder ihre Arbeiten anwendet. Und wenn ich spüre, wie sich an sehr guten Theaterabenden die Energie der Schauspielerinnen und Schauspieler auf das Publikum überträgt.
Das ist die Postkarte, die mir Catherine vor einigen Tagen als Antwort auf meine Zeilen an sie geschickt hat:
Sie erinnert mich in ihrer düster-spektakulären Farbgebung an einen Monolog von Prinzessin Anne in Shakespeares „Richard III.“:
„Verflucht das Blut, das dieses Blut entließ!
Heilloser Schicksal treffe den Elenden,
Der elend uns gemacht durch deinen Tod,
Als ich kann wünschen Nattern, Spinnen, Kröten
Und allem giftigen Gewürm, das lebt“
Auf der Postkarte aus dem Hause des Wiener Kunst- und Postkartenverlag art postal, die ich Ende August an Catherine geschickt hatte, waren übrigens weder eine Bühne, noch ein Schauspieler oder eine Schauspielerin zu sehen, sondern die Berliner Siegessäule. Eine kleine Hommage an eine Stadt, die vor vielen Jahren zu Catherines Heimat wurde.
Catherine und ich hatten es im März kurz vor dem Corona-Lockdown geschafft, uns während meines Berlinale-bedingten längeren Aufenthalts in der Hauptstadt in einem der reizendsten französischen Cafés, in denen ich je hier in Deutschland zu Gast war, zu treffen. Stundenlang diskutierten wir leidenschaftlich über das Theater und das Leben – und ich hatten den Eindruck, als würde ich Catherine schon viele Jahre kennen.
Seit unserer ersten Begegnung im Januar schreibt mir Catherine beinahe täglich auf Instagram. Was ich über dieses halbe Jahr hinweg so sehr an ihr schätzen gelernt habe, ist ihre Ehrlichkeit, ihre scharfes Urteilsvermögen, ihr feines Gespür für Ironie und ihre Empathiefähigkeit.
Mitte Oktober werden wir uns in Berlin wiedersehen – und dann endlich das nachholen, was wir eigentlich schon lange vorhaben: Gemeinsam ins Theater gehen. Am liebsten in die Schaubühne, die für mich seit meinem längeren Berlin-Aufenthalts aufgrund eines Praktikums im Jahre 2006 in der Hauptstadt eine besondere Bedeutung hat. Denn hier lernte ich damals ganz neue Inszenierungsansätze und Spielweisen kennen, wodurch sich für mich ganz neue Möglichkeiten und Wege der Theaterrezeption eröffneten.
„Ein Theaterstück, selbst ein zorniges, ist unter anderem immer auch ein Liebesbrief, gerichtet an die Welt, von der sehnsüchtig eine liebevolle Antwort erhofft wird“, sagte Henry Miller eimal. In diesem Sinne, liebe Catherine: Auf viele schöne Theatererlebnisse, die wir hoffentlich künftig miteinander erleben dürfen!
2 Antworten auf „#Wundertüten-Post #1: Berlin, Berlin, Theater, Catherine!“
Lena! Ich kann nicht sehen, was ich tippe, ich heule!
Wie lieb von Dir, ich freue mich so schrecklich auf den Oktober!
Liebe Catherine! Ich freue mich sehr darüber, dass du dich so über meinen Artikel freust! Alles Liebe und bis zum Oktober in Berlin, deine Lena