Vor einigen Tagen hat mir der Maler Carsten Fock dieses tieftraurige und zugleich hoffnungsvolle Gedicht der Lyrikerin Mascha Kaléko zugeschickt, das wie kaum ein anderes zu dieser seltsamen Zeit der Coronakrise passt…
Liebes Tagebuch,
drei Jahre ist es bereits her, dass ich Carsten Fock im Lehel zu einem Interview traf. Damals sprachen wir unter anderem über die Demokratisierung der Kunst, Carstens Liebe zu Frankfurt und seine Zusammenarbeit mit anderen Künstlern wie dem Schauspieler Lars Eidinger. Ich bin sehr froh, dass sich der Kontakt zu diesem eigenwilligen, feinsinnigen Künstler über all die Jahren hinweg gehalten hat. Gerade in der Krise trifft Carsten auf seinem Instagram-Account stets den richtigen Ton:
In seinen Werken verbindet der Maler oft Text und Bild, mischt Motive aus dem 19. Jahrhundert mit Bildwelten der heutigen Pop- und Populärkultur und arbeitet interdisziplinär mit Künstlern anderer Kunst- und Kultursparten zusammen. Carsten Focks neuestes Werk, das gerade im Rahmen des digitalen Kunstprojekts KUNST-NETZ-WERK veröffentlicht wurde, spiegelt für mich das Bedürfnis nach Helligkeit in einer Zeit voller Unsicherheit und Angst wider.
In dem dazugehörigen Interview mit Nan Mellinger auf der Website des dialogischen Kunstprojekts spricht Carsten Fock unter anderem auch über ein Gedicht der Lyrikerin Mascha Kaléko aus dem Jahre 1966, das ihm in der Zeit der Coronakrise Kraft und Hoffnung gibt. Kaléko schrieb „Rezept“ nur zwei Jahre vor dem Tod ihres geliebten Sohnes.
Zerreiß deine Pläne. Sei klug
Und halte dich an Wunder.
Sie sind lang schon verzeichnet
Im grossen Plan.
Jage die Ängste fort
Und die Angst vor den Ängsten.
So heißt es am Ende dieses wunderschönen Gedichts. Es geht darin um die Demut vor dem Leben und um die Fähigkeit, sein Schicksal anzunehmen – egal wie schwer es auch sei. Denn alles Leid ist ebenso vergänglich wie die schönen Momente des Lebens.
Lieber Carsten, ich danke dir ganz herzlich für diesen lyrischen Gruß aus Andratx und freue mich, wenn wir uns nach der Krise wiedersehen.
Mascha Kalèko – Sämtliche Werke und Briefe in vier Bänden
Herausgegeben und kommentiert von Jutta Rosenkranz
dtv Verlagsgesellschaft (2012)
Taschenbuch
4.068 Seiten, 78€
6 Antworten auf „Flüstertöne #13: Ein Gedicht von Mascha Kaléko“
Sehr berührendes Gedicht. Ich habe es verlinkt. Danke für das Teilen.
Ganz herzlichen Dank fürs Teilen, ich freue mich sehr darüber!
Sehr gerne, ich habe mich sehr gefreut deinen Blog und damit diesen Beitrag gefunden zu haben. Ich mag Mascha Kaleko sehr.
Tolle Stimme, liebe Lena!
Vielen lieben Dank, liebe Anke!
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