Kategorien
Allgemein Interviews

Seitenblicke #1: Münchner Kammerspiele meets Residenztheater

© Büke Schwarz

Die erste Folge meines neuen Langzeitprojekts „Seitenblicke“ in Kooperation mit den Münchner Kammerspielen und dem Residenztheater: Ein Live-Gespräch auf Instagram mit dem Dramaturgen Mehdi Moradpour und der Schauspielerin Yodit Tarikwa.

Es war ein Ereignis, wie man es in keiner anderen Stadt in Deutschland im vergangenen Jahr in vergleichbarer Art und Weise erleben konnte: Mit einer Menschenkette zwischen den Münchner Kammerspielen, dem Residenztheater und dem Volkstheater setzen die Ensembles der drei großen Münchner Stadt- und Staatstheater ein Zeichen der Solidarität zwischen ihren Häusern – und wiesen in einer Zeit voller gesellschaftlicher Umbrüche und Herausforderungen auf die verbindende Kraft von Kunst und Kultur hin.

Entlang einer der teuersten Straßen der bayerischen Landeshauptstadt bilden das Münchner Residenztheater und die Kammerspiele seit jeher mit ihren herausragenden künstlerischen Darbietungen ein Gegengewicht zu dem Prunk der Flaniermeile. Als Martin Kušej 2011 sein Amt als Chef des Bayerischen Staatsschauspiels antrat, erklärte er die „historische Feindschaft“ seines Hauses mit den Münchner Kammerspielen für beendet. Eine wirkliche Revolution war seine Idee des „Intendantenaustausches“, durch den Kušej und sein Kollege Johan Simons dazu kamen, auf der jeweils anderen Seite der Maximilianstraße zu inszenieren, jedoch nicht.

© Residenztheater
© Münchner Kammerspiele

Umso wohltuender ist die Offenheit, die der jetzige Intendant des Residenztheaters, Andreas Beck, und seine Kollegin Barbara Mundel an den Münchner Kammerspielen demonstrieren, wenn es um gemeinsame Projekte zwischen dem Ensemble und dem Team ihrer Theater geht.

In einem Gespräch mit Mehdi Moradpour, der seit dieser Spielzeit als Dramaturg an den Kammerspielen arbeitet, kam im Januar 2021 seinerseits die Idee einer gemeinsamen Interviewreihe mit dem Residenztheater auf. Künftig werde ich einmal pro Monat mit zwei Personen aus beiden Theatern ins Gespräch kommen, die auf ihre Art und Weise dafür sorgen, dass auf der Bühne jeden Abend der Vorhang für die Zuschauer aufgeht – und die in dieser schwierigen Zeit der Pandemie durch ihre kreativen Ideen dafür sorgen, dass sie im digitalen Raum mit ihrem Publikum verbunden bleiben.

Meine ersten beiden Gesprächspartner*innen kennen sich durch eine gemeinsame Zusammenarbeit am Berliner Maxim Gorki Theater, wo Mehdis Stück ATTENTAT oder Frische Blumen für Carl Ludwig 2018 im Rahmen des internationalen Dramatiker*innen-Labors zu sehen war. Der 1979 in Teheran geborene Mehdi Moradpour ist neben seiner Tätigkeit als Dramaturg sehr erfolgreich als Autor sowie als Dolmetscher und Übersetzer für Farsi und Spanisch tätig. Er studierte Physik und Industrietechnik in Nur und Qazvin, Iran, und ab 2004 Hispanistik, Soziologie, Amerikanistik, Arabistik in Leipzig und Havanna. 2014 bis 2016 besuchte er den Lehrgang »Forum Text« der uniT Graz. Für mumien. ein heimspiel bekam er 2015 den Jurypreis des 3. Autorenwettbewerbs der Theater St. Gallen und Konstanz und für türme des schweigens den exil-DramatikerInnenpreis 2016 der WIENER WORTSTAETTEN. Im selben Jahr wurde sein Musiktheaterstück chemo brother an der Deutschen Oper Berlin uraufgeführt. Er erhielt 2017 den Christian-Dietrich-Grabbe-Preis für reines land und 2018 den Preis des EURODRAM-Netzwerks für ein körper für jetzt und heute. Das Stück hat seine DEA im September 2019 im Rahmen des Festivals Spieltriebe am Theater Osnabrück. An den Münchner Kammerspielen betreute er bisher unter anderem die Produktionen Ich bin’s Frank und The Digital Assembly / Die Versammlung als Dramaturg.

Die Schauspielerin Yodit Tarikwa wurde 1985 in Addis Abeba, Äthiopien, geboren und absolvierte ihr Schauspielstudium am Konservatorium der Stadt Wien. Ihr erstes Festengagement führte sie an das Schauspiel Frankfurt. Weitere Wegstationen waren, das Landestheater Niederösterreich, das Werk X, das Renaissance Theater Wien, das Maxim Gorki Theater Berlin sowie das Theater Basel. Sie arbeitete an diesen Häusern unter anderem mit den Regisseur*innen Robert Icke, Pınar Karabulut, Dennis Krauß und Bernadette Sonnenbichler zusammen. Am Residenztheater erlebte ich die beeindruckende Darstellerin im vergangenen Jahr in den Inszenierungen Kassandra/ Prometheus. Recht auf Welt und in der Trilogie M – Eine Stadt sucht einen Mörder auf der Bühne. Gerade probt sie zusammen mit dem renommierten Regisseur Simon Stone für die Uraufführung seiner Stückentwicklung Unsere Zeit.

Am Morgen des 17.03.2021 setzten sich Mehdi Moradpour, Yodit Tarikwa und ich vom Residenztheater und den Kammerspielen aus in Bewegung und trafen uns im Münchner Hofgarten unweit der beiden Theater zu einem Gespräch über Neuanfänge und über das, was sie als Neu-Münchner mit dieser Stadt verbinden.

Lieber Mehdi, liebe Yodit: Ich danke euch für diesen großartigen Start in den Tag und dafür, dass ihr die ersten Gäste meiner neuen Gesprächsreihe wart! Ein spezieller Dank geht an den Regisseur und Autor Emre Akal, der uns als Kameramann an diesem Morgen mit begleitet hat. Ich freue mich auf viele weitere Begegnungen im Rahmen meines „Seitenblicke“-Projekts und auf einen immer wieder erfrischenden Blick über den eigenen Tellerrand hinaus. 


Startseite

https://www.residenztheater.de/

 

Kommentar verfassenAntwort abbrechen