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Flüstertöne #4: Und täglich grüßt das Residenztheater

Meine tägliche Dosis Theater in den Zeiten des Coronavirus: Das TAGEBUCH EINES GESCHLOSSENEN THEATERS des Residenztheaters!

Liebes Tagebuch,

Ende März sollte es endlich losgehen: Ab diesem Zeitpunkt wollte ich mindestens ein Interview mit einem der Schauspielerinnen und Schauspielern des Residenztheaters pro Monat führen. Bevor ich jedoch die Gelegenheit hatte, mit Christoph Franken meinen ersten Gesprächspartner aus dem Ensemble zu treffen, kam mir der Coronavirus dazwischen.

„Die Bühne scheint mir der Treffpunkt von Kunst und Leben zu sein“, sagte einst Oscar Wilde. Was aber, wenn das Herzstück eines Theaters über Wochen hinweg nicht bespielt werden kann? Seit einer Woche beweisen das Ensemble und das Team des Residenztheaters eindrucksvoll, dass Theater wesentlich mehr ist, als eine mehrstündige abendliche Verabredung zwischen den Künstlern und ihrem Publikum im analogen Raum.

Die Videoreihe TAGEBUCH EINES GESCHLOSSENEN THEATERS ist ein theatralischer Eskapismus der besonderen Art. Die Schauspielerinnen und Schauspieler des Residenztheaters verarbeiten die gegenwärtige Krise in ihren täglich auf der YouTube-, der Facebook– und der Instagram-Seite des Hauses veröffentlichen Videos auf eine sehr phantasievolle, persönliche Art und Weise, ohne dabei die Realität auszublenden oder sie zu beschönigen.

Das Videotagebuch des Residenztheaters ist meine tägliche Flucht aus einer Wirklichkeit, die momentan vor allem aus Angst, Ausgangsbeschränkungen, Horrorschlagzeilen und Unsicherheit besteht. Der wöchentliche Gang in das Residenztheater und die dortigen Begegnungen und Gespräche fehlen mir gerade jetzt sehr. Seit ich 2013 ehrenamtliches Mitglied des Vorstands des Freundeskreises an diesem Haus wurde, ist dieses Theater ein wichtiger kultureller Anker für mich in München geworden.

Mit großer Spannung und Neugierde verfolge ich die Entwicklungen in dieser ersten Spielzeit des Intendanten Andreas Beck und seiner Stellvertreterin Ingrid Trobitz, die für beide kaum herausfordernder sein könnte. Gerade in den letzten Wochen zeigte sich, was eine sehr gute Krisenkommunikation an einem Theater und ein starker Zusammenhalt innerhalb des Ensembles für Früchte tragen können. Das TAGEBUCH EINES GESCHLOSSENEN THEATERS ist ein wildes Panoptikum aus wildem Pferdeballett, poetischen Tischtennis-Sequenzen, Händewasch-Meditationen mit Happy Birthday-Klängen und Raumschiff-Exkursionen. Dieses Videotagebuch bietet einen besonderen Blick hinter die Kulissen eines Haus und zeigt auf berührende Art und Weise, dass Theater – egal ob im digitalen oder im analogen Raum – nur als Gemeinschaftswerk entstehen kann.

„Wir bitten Sie, Ihre Telefone nun laut zu stellen und in ihrer Vorstellung zu fotografieren, zu filme, zu twittern, SMS zu schreiben und zu googeln“, sagt Max Rothbart in seinem Video, nachdem er sich kurz zuvor beim Versuch, die Eingangstür des Residenztheaters zu öffnen, die Nase brach (alles nur gespielt selbstverständlich). In Zusammenarbeit mit seiner Ensemblekollegin Pia Händler und dem Videokünstler und Filmemacher Jonas Alsleben hat er den Dreh der einzigartigen Videoreihe organisiert. 

Liebes Residenztheater, liebe Mitglieder des Ensembles: Es ist beeindruckend zu beobachten, wie es euch in Zeiten wie diesen gelingt, weiterhin in  einem engen Austausch mit eurem Publikum zu bleiben. Ich danke euch von Herzen für eure humorvollen, Trost spendenden Beiträge in der digitalen Welt und hoffe, dass wir uns bald alle gesund und munter im Residenztheater wiedersehen.

Eure Lena

Und liebes Tagebuch, wie hieß es so schön über der Eingangstür des Residenztheaters in der Spielzeit 2013/2014: „Die Realität ist für diejenigen, die ihre Träume nicht aushalten“.


https://www.residenztheater.de/

Youtube @Residenztheater

2 Antworten auf „Flüstertöne #4: Und täglich grüßt das Residenztheater“

Mir gefallen die Tagebuch-Videos vom Resi auch wahnsinnig gut. Leider sind einige meiner Theaterbesuche der vorübergehenden Pause zum Opfer gefallen und da freue ich mich, wenn ich die Schauspieler wenigstens digital sehen kann.

Ich wusste nicht, dass du Interviews mit den Schauspielern vom Resi geplant hast. Auf die bin ich schon sehr gespannt. (Falls du Fragen brauchst, bei manchen Darstellern hätte ich welche… 🙂 ) Ich hoffe sehr, dass wir die Krise bald überstanden haben und dass bald alles wieder seinen Gang geht. Ein Leben ohne Theater ist zwar möglich, aber sinnlos.

Liebe Franziska! Vielen Dank für deine sehr nette Nachricht! Ich bin mir ganz sicher, dass die Ensemblemitglieder des Residenztheaters nach der Coronazeit gerne bereit sind, auch mit weiteren Bloggern zu sprechen 😉 Ich hoffe sehr, dass es dir gut geht und ich wünsche dir alles Gute für die kommende Zeit! Und ich freue mich wie du schon wieder auf eine Zeit voller Theater!

Liebe Grüße

Lena

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